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Berlin: Frieden durch Abrostung

Mitte zieht positive Bilanz des Grillverbots im Tiergarten: weniger Müll, weniger Verkehrsbehinderungen Auch im Treptower Park und im Mauerpark gelten neue Regeln. Für Info-Zettel fehlt aber das Geld.

Im Tiergarten hat sich das seit Jahresbeginn geltende Grillverbot bewährt. Bisher gab es kaum Verstöße, lautet die Bilanz des Bezirksamts. Allerdings gab es bislang auch kaum Tage mit Grillwetter. Auch im Treptower Park darf seit Monatsbeginn nicht mehr gebrutzelt werden, im Mauerpark ist jetzt laute Musik verboten. Am einzigen sonnigen Wochenende im März wurden fünf Grillstellen im Tiergarten ausgemacht, am 1. April waren es sechs, über die Osterfeiertage keine. In neun Fällen zeigten sich die Betroffenen nach aufklärenden Gesprächen einsichtig und bauten ihre Grills wieder ab.

„Unser Konzept der Deeskalation und Beratung scheint bisher voll aufgegangen zu sein“, sagte am Donnerstag der zuständige Stadtrat in Mitte, Carsten Spallek (CDU). Auch künftig werden an den Wochenenden zwei Doppelstreifen des Ordnungsamtes, zum Teil gemeinsam mit Polizisten, im Tiergarten patrouillieren. Dabei setzt man weiter auf die weiche Tour. Nur wer wiederholt versucht, das Verbot zu ignorieren, muss mit einem Bußgeld von 100 bis 200 Euro rechnen. Eine zusätzliche Rechnung vom Grünflächenamt droht, wenn Rasen oder Baumwurzeln beschädigt wurden.

Vor dem Verbot fielen wöchentlich rund acht Tonnen Müll im Tiergarten an, die von zehn Mitarbeitern des Grünflächenamtes beseitigt werden mussten. Die Kosten dafür und für die Reparatur von Schäden beliefen sich pro Jahr auf rund 300 000 Euro. Jetzt sind es nur noch zwei Tonnen, die von zwei Kräften eingesammelt werden. Auch die Zahl der Verkehrsverstöße ist rückläufig. Als noch gebrutzelt werden durfte, parkten Griller zum Ein- und Ausladen oft in zweiter Spur oder fuhren gar mit ihren Autos verbotswidrig in die Grünanlage hinein.

Seit dem 1. April gilt auch im Treptower Park das Grillverbot. Ordnung und Sauberkeit auf der Rasenfläche entlang der Bulgarischen Straße hätten nicht mehr gewährleistet werden können, hieß es zur Begründung. Bisher gab es aufgrund der Wetterlage keine Schwerpunktkontrollen, sagte der Treptow-Köpenicker Stadtrat Svend Simdorn (CDU). Künftig werde man „mit Augenmaß“ vorgehen. Wer erstmals mit einem Standgrill angetroffen wird, erhält eine Belehrung. Wer eine Erdgrube aushebt oder mit abgebrochenen Ästen heizt, muss dagegen sofort mit einer Anzeige rechnen. Ersatzweise hat der Bezirk im Landschaftspark Johannisthal eine neue Grillfläche freigegeben, auch in der Grünanlage Schlesischer Busch darf weiter gebrutzelt werden.

Als beliebteste Grillplätze seit dem Verbot im Tiergarten scheinen sich aber der ehemalige Flughafen Tempelhof und der Mauerpark in Prenzlauer Berg zu erweisen. Im Mauerpark bleibt das Grillen trotz der seit Ostern geltenden neuen Regeln weiter erlaubt. Dagegen sind Auftritte von Bands und sonstige musikalische Großveranstaltungen jetzt genehmigungspflichtig. Mit unverstärkten, als leise eingestuften Instrumenten darf uneingeschränkt musiziert werden. Von 20 bis 8 Uhr gilt ein Lärmverbot. Das Müllproblem wird man damit nicht beseitigen können, mehr als 200 000 Euro kostet den Bezirk jährlich die Beseitigung der Hinterlassenschaften der pro Wochenende bis zu 55 000 Parkbesucher.

„Gelebte Wirklichkeit“ und gesetzliche Bestimmungen hätten im Mauerpark nicht übereingestimmt, sagte Pankows Ordnungsstadtrat Torsten Kühne (CDU). Jetzt soll die Lage „handhabbarer“ werden. Ordnungsamt und Polizei überwachen die Einhaltung, zunächst will man den Besuchern die neuen Regeln aber gemeinsam mit dem Verein der Freunde des Mauerparks vorstellen und auch Faltblätter verteilen. Gedruckt wurden diese bislang nicht – wegen der Haushaltssperre. Rainer W. During

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