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Friedrichshain: Linker Protest: Über 4000 Berliner auf der Straße

Mehrere tausend Berliner haben am Samstagabend in Friedrichshain friedlich gegen rechte Gewalt demonstriert. Laut Polizeiangaben waren rund 4500 Demonstranten auf der Straße. Erst als die Demo an der Disko Jeton halt machte, drohte die friedliche Stimmung umzuschlagen.

Mehrere tausend Berliner haben am Samstagabend in Friedrichshain friedlich gegen rechte Gewalt demonstriert. Laut Polizeiangaben waren rund 4000 Demonstranten auf der Straße. Darunter waren auch zahlreiche Mitglieder der linksautonomen Szene und des sogenannten Schwarzen Blocks. Auf Transparenten stand "Antifa heißt Angriff", aber auch "Keine Gewalt".

Neben Antifa-Gruppen hatten auch Linkspartei, SPD und Grüne zu dem Protestzug aufgerufen. Anlass für die Demonstration, an der sich auch zahlreiche Gewerkschafter und Anwohner beteiligten, war eine Auseinandersetzung zwischen Rechten und Linken vergangenen Sonntag. Dabei war ein linker Student von vier Neonazis fast totgeschlagen worden. Mitten in Friedrichshain, der einstigen Autonomenhochburg, direkt an einer Hauptstraße, der Frankfurter Allee, vor der Diskothek Jeton. Die vier Verdächtigen aus Brandenburg sitzen in Untersuchungshaft.

Als die Demo am gestrigen Samstagabend kurz vor Dämmerung an der Disko Jeton halt machte, drohte die friedliche Stimmung kurzzeitig umzuschlagen. Mannschaftswagen der Polizei und hunderte behelmte Beamte schützten das Jeton vor möglichen Angriffen. Es blieb aber weitgehend friedlich. Vereinzelt wurden Steine und Flaschen auf die Polizisten geworfen. Die Beamten nahmen mehrere Personen vorübergehend in Gewahrsam. Die Demonstration endete gegen 21:30 Uhr. Eine halbe Stunde später waren laut Polizeiangaben die meisten Demonstranten abgezogen. "Dass die Leute auf die Straße gehen, finde ich richtig", sagte ein Polizeigewerkschafter. Der Kampf gegen die Rechten dürfe nicht den Autonomen überlassen werden.

In der Nacht zu Mittwoch hatten Vermummte die Disko Jeton in der Frankfurter Allee mit Steinen beworfen. Evrim Baba, Politikerin der Linken im Abgeordnetenhaus, forderte von den Betreibern des Jeton eine klare Stellungnahme zu ihrem Publikum: Immer wieder hatten Anwohner Rechtsextreme beim Verlassen des Jeton gesehen. Wie die vier Verdächtigen vom vergangenen Wochenende sollen Gäste regelmäßig Pullover der bei Neonazis beliebten Marke "Thor Steinar" getragen haben. Die Demonstration am Samstagabend startete deshalb vor dem "Thor Steinar"-Laden am nahen Bersarinplatz. Während der Demonstration hielten sich in einem Imbiss neben der Disko mehrere Männer in "Thor Steinar"-Kleidung auf.

Die Situation in Friedrichshain erinnert an den Tod des Hausbesetzers Silvio Meier, der dort 1992 von Neonazis erstochen worden ist. In den Tagen danach kam es zu Ausschreitungen, in der ganzen Stadt versuchten Antifa-Gruppen auch militant gegen Neonazis vorzugehen. Seitdem findet in Friedrichshain jedes Jahr eine Gedenkdemo statt, deren Veranstalter unter anderem die "Antifaschistische Linke Berlin" ist, die auch die gestrigen Proteste mitorganisiert hatte. Laut Verfassungsschutz war Friedrichshain 2008 mit 30 rechtsextremen Gewalttaten der Bezirk mit der höchsten Zahl derartiger Angriffe.  

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