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Es grünt so gelb. Auszubildende in einem Gewächshaus der Bezirksgärtnerei Charlottenburg-Wilmersdorf im Grunewald bereiten schon Stiefmütterchen zum Verkauf vor. Die Gärtnerei züchtet Pflanzen für mehrere Bezirke.

© Mike Wolff, TSP

Früher Frühling: Berlin blüht auf

Sonne und 13 Grad: Der Frühling ist fast da. Viele Pflanzen sind ihrer Zeit zwei bis drei Wochen voraus. Jetzt wird gebuddelt und gegossen – in Parks wie auch zu Hause.

Ein zarter Schleier liegt schon auf der Wiese. Gewebt aus hunderten kleinen lila Blüten. „Das sind unsere Elfenkrokusse“, sagt Gabriele Kleuvers, die Leiterin des Britzer Gartens. „Auch die sind früher dran als sonst üblich.“ So viele farbige Überraschungen hat sie um diese Jahreszeit in ihrem Park noch nie erlebt. Schneeglöckchen und dottergelbe Winterlinge schmücken den Garten, hunderttausende grüne Spitzen von Tulpen, Hyazinthen, Kaiserkronen und Narzissen drängen aus den Beeten, die Zaubernuss steht in voller Blüte, Forsythienknospen schwellen an. Gabriele Kleuvers wundert das nicht. Erst der milde Winter und jetzt ein Februar mit gefühlten frühlingshaften Temperaturen. Das gab es in Berlin seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr.

Bis zu 13 Grad und viel Sonne versprechen die Meteorologen fürs Wochenende und die Tage danach. Es geht also weiter rasch voran. Die meisten Pflanzen sind ihrer Zeit schon jetzt zwei bis drei Wochen voraus. Das macht den Blumenfreunden gute Laune, heißt aber auch, dass die Park- und Gartensaison mit allen Arbeiten eher beginnt.

Vom Frühjahrsputz im Geräteschuppen bis zur Beetbepflanzung mit Stiefmütterchen, Hornveilchen, Tausendschön oder Goldlack. Die Bezirksgärtner von Charlottenburg-Wilmersdorf wollen in ihren Grünanlagen bereits Anfang März damit anfangen – 14 Tage früher als üblich. Das haben sich auch die Gärtner im Barockpark am Schloss Charlottenburg vorgenommen.

,,Die Leute wollen jetzt Farben am Balkon"

Gartenbauingenieur Rainer Sermann steht in seinem Garten in Kaulsdorf und schwärmt von Berlins Schrebergartenkolonien, in denen jetzt heftig losgewerkelt wird. „Die Leute gucken, wie ihre Gärten über den Winter gekommen sind, reparieren Bänke, fegen Laub.“ Sermann berät die Marzahner Kleingartenvereine. „Bei so einem Wetter, da kribbelt’s mir in den Händen“, sagt er. „Da will ich im Garten zupacken.“ Und dann erklärt er Punkt für Punkt, was jetzt vorrangig zu tun ist.

Erstmal Blumenzwiebeln und Stauden von Abdeckzweigen befreien, damit die Pflanzen kräftig treiben können. Dann muss der Baumschnitt erledigt werden, bevor die Gehölze richtig im Saft stehen. Rhododendren oder Koniferen können schon mal eine Gießkanne vertragen, da sie durch die Wärme mehr Wasser verdunsten als üblich. Der Rasen kann vertikutiert werden, das ungeliebte Moos hat sich vom Frost unbehelligt prächtig entwickelt. Und Gemüse? Geht auch schon los. Sermann sät unter Folien Möhren aus.

Flatterbänder um Tulpenbete

Frühlingsszenen überall. Am Ku’damm haben die Bezirksgärtner Flatterbänder rund um die Tulpenbeete gezogen, damit niemand auf die Triebe tritt. In Pflanzenläden stehen die Berliner Schlange für ihren ersten Balkon- und Terrassenschmuck. „Die Leute wollen Farben“, sagt Yvonne Tentrup von der Königlichen Gartenakademie in Steglitz. Duftveilchen gehen bei ihr palettenweise weg. Der vorzeitige Start ist für die Lieferanten kein Problem. „Es gibt schon ausreichend Ware“, heißt es im Center „Der Holländer“ in Treptow.

Doch ist der gärtnerische Überschwang so früh im Jahr nicht riskant? Stiefmütterchen oder Veilchen vertragen schon ein paar Minusgrade. Für Kübelpflanzen dagegen sollte man unbedingt die Eisheiligen Mitte Mai abwarten, raten Experten. Mit leichtem nächtlichem Bodenfrost sei noch zu rechnen, heißt es beim Wetterdienst Meteogroup. Ansonsten sind die Meteorologen optimistisch. „Dass es in den kommenden Wochen so richtig knackigen Frost gibt, ist sehr unwahrscheinlich.“

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