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Berlin: Ganz die Dame

Zweimal hat es nicht geklappt, jetzt war Ruth Leuwerik in Berlin. Sie sah sich die Ausstellung über ihr Leben an – und verriet einen seltsamen Fan

Der Heinz Rühmann begrüßt sie schon unten auf der Potsdamer Straße, bevor es hoch geht ins Filmmuseum, in die Ausstellung zu ihrem 80. Geburtstag. Aber das kann eine wie Ruth Leuwerik, die „ideale Frau“, wohl erwarten, dass einer ihrer Kollegen sie gebührend empfängt, und sei er aus Bronze. Schon stürzen sich die Fotografen begeistert auf dieses Motiv, das Gegenwart und Vergangenheit verbindet. Auch ein Blumenstrauß, von einem treuen Verehrer bereitgehalten, fehlt nicht. Doch, das funktioniert noch immer, dieses öffentliche Strahlen, obwohl sie sich doch vor 40 Jahren aus dem Filmgeschäft ins Privatleben zurückgezogen hat und Auftritte wie diese noch nie mochte.

Nun hat es also geklappt: Die Leuwerik besucht die Ausstellung, die zu ihrem Geburtstag am 23. April eröffnet worden war. Damals konnte sie nicht nach Berlin kommen, weil sie gestürzt war. Auch ein zweiter Versuch, sich ihre Ausstellung anzugucken, musste abgebrochen werden.

Aber all diese Probleme, auch die depressive Stimmung, in die sie danach geriet, sind Vergangenheit. Zwanzig Minuten Interview im Hyatt in kleiner Runde, so war es angekündigt. Sie sind schon lange vorbei. Ruth Leuwerik erschöpft? Kein Gedanke. Lieber erzählt sie, damenhaft, kultiviert, charmant, von einem Fan, den ganz bestimmt keiner erwartet hat: Mao Tse-Tung, „dieser alte Knilch“. Das weiß sie vom ehemaligen Außenminister Klaus Kinkel. Der hat einem mit Leuwerik befreundeten Ehepaar erzählt, dass ein Lieblingsfilm des „Großen Vorsitzenden die 1956 gedrehte „Trapp-Familie“ gewesen sei. Leuwerik selbst gefuiel ihre Rolle in dem Film nicht so. „Mütter, die wie Glucken auf ihren Kindern sitzen, sind nicht mein Fall.“ Aber man sagte ihr, dass sie wieder einen Erfolg nötig habe, und „Die Trapp-Familie“ sah danach aus.

So war das im „Starsystem“, in dem sie groß wurde: „Wenn ein Schauspieler gut ankam, hat man Stoffe für ihn gesucht“, er konnte sie nehmen oder ablehnen. Aber sie hatte auch „die Möglichkeit, Rollen auf ihren psychologischen Ablauf hin ein bisschen zu korrigieren. Ich glaube, dafür hatte ich ein ganz gutes Gespür.“

Erstaunen darüber, dass viele ihrer Frauenrollen noch heute wirken, dass sie so wenig zu dem üblichen Bild der 50er Jahre passen wollen, wehrt sie eher amüsiert ab: „Ach, es war ja nicht so, dass damals alle in der Reichsfrauenschaft durch die Stadt zogen. Es gab doch auch persönlichere weibliche Wesen“ – und gerade in der Generation unmittelbar nach dem Krieg.

Zu Berlin hatte sie, die Wahl-Münchnerin, zwar keine besondere Beziehung, hat aber immer gerne hier gearbeitet, in den CCC-Studios von Artur Brauner. Sie wohnte dann in Grunewald. Und zweimal war sie auf der Berlinale vertreten, 1953 in „Ein Herz spielt falsch“ und 1962 in der Alfred-Andersch-Verfilmung „Die Rote“. Ein Film, der sich der Nouvelle Vague annäherte, mit „Ansätzen, die sehr interessant sind“, der sich aber nicht durchsetzte. Es war dafür wohl noch zu früh.

Ihr Rückzug vom Filmen ein Jahr später, dem nur noch gelegentliche Fernseh- und Kinoauftritte folgten, dazu langjährige Arbeit in der Jury des Bayerischen Filmpreises, hatte mit dem Misserfolg nichts zu tun. „Nach 12, 13 Jahren Filmen ohne Punkt und Komma hatte ich das Gefühl, ich steige nicht mehr mit derselben Intensität ein, ich bin einfach ein bisschen müde.“ Ohnehin wurde das so genannte „Opas Kino“ damals für tot erklärt, der Autorenfilm galt nun als modern. „Das hat mir geholfen, wirklich aufzuhören.“ Zwar sei die Schauspielerei für sie Erfüllung eines Lebenstraums gewesen, „aber wie das mit den ganz großen Leidenschaften geht: Sie kühlen mit der Zeit etwas ab.“ Und sie schätzte sich nun mal nicht als „Charakterschauspielerin von Geblüt“ wie die Giehse oder die Flickenschildt ein, deren große Zeit kam, nachdem sie den Weg der Liebhaberin schon verlassen hatten. Für sie selbst galt: „Man muss sehr aufpassen als Frau – wenn man ein gutes Silber- oder Goldstück in der Hand hat, dass es sich nicht als Kleingeld auflöst.“

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