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Berlin: Gedenken an Queen Victoria: Königstreue auf der Kaisertreppe

Es ist ja nicht ganz einfach, eine Königin zum Staunen zu bringen. Beeindruckt aber soll Queen Elizabeth schon gewesen sein, als sie erfuhr, dass man in Berlin dem 100.

Es ist ja nicht ganz einfach, eine Königin zum Staunen zu bringen. Beeindruckt aber soll Queen Elizabeth schon gewesen sein, als sie erfuhr, dass man in Berlin dem 100. Todestag von Queen Victoria gedenken wollte. Zweifellos hätte ihr gefallen, was Pfarrer Manfred Richter am Montagabend über "die Großmutter Europas" sagte. Eine Frau "mit kindlichem Gottvertrauen" sei sie gewesen, und vieles hätte sich in der Welt wohl besser gefügt, wenn ihre 64-jährige Regierungszeit weitergegangen wäre.

Die Deutsch-Englische Gesellschaft hatte zum Gedenken in den Berliner Dom eingeladen. Als aber nach der ersten Hymne die wohlklingende Stimme von Reverend Christopher Jage-Bowler durch das Kirchenrund hallte: "Almighty and most merciful father...", da wähnte sich vielleicht manch einer der zahlreich erschienenen Gäste in der St. Pauls Cathedral von London. Ein anglikanischer Gottesdienst also wurde gefeiert, und dazu passte der Chor der "Embassy Singers" wunderbar. Unter anderem hatte das Ensemble jenes Lied einstudiert, das einst beim Begräbnis von Queen Victoria gesungen worden war.

Ob die 1838 in Westminster Abbey gekrönte Herrscherin gern Wein getrunken hat? Auf einer Deutschland-Reise 1845 immerhin hatte sie ein Weingut in Hochheim besichtigt. Der pfiffige Winzer holte sich danach die Erlaubnis, seinen Rebenstandort Königin Victoria-Berg zu nennen. Noch immer wird dort Riesling gekeltert, und der durfte auch nach der Andacht verkostet werden. Natürlich nicht im Kirchenraum. Ein altes Emailleschild wies den Weg zum "Kaiserlichen Treppenhaus": "Aufgang für den Hofstaat, für Diplomaten, Mitglieder des Bundesrats, Reichstags, Herrenhauses...". Die Gäste, darunter Landgraf Moritz von Hessen und Prinz Georg Friedrich von Preußen, bewunderten unterwegs Deckenmalereien, Marmorsäulen und die vielen gold glänzenden Engel.

Wilhelm II., Bauherr des Berliner Doms, mochte es bekanntlich ein bisschen überladen. Queen Victoria hätte das kaum goutiert. Sie habe, so wusste Pfarrer Richter, "die Einfachheit geschätzt". Die enge Beziehung zwischen England und Deutschland hat sie immer gefördert. Die Deutsch-Englische Gesellschaft knüpft daran an - und plant schon die nächste Gedenkveranstaltung. Zum 100. Todestag der Queentochter Viktoria, auch "Kaiserin Friedrich" genannt, wird in Potsdam am 5. August zudem eine Ausstellung eröffnet. Prinz Charles werde zwar nicht kommen, bedauerte der Vereinsvorsitzende Hermann Freiherr von Richthofen, wolle aber Videokassetten aus dem königlichen Archiv beisteuern. Ein schöner Beitrag zu jenem Kulturaustausch, den sich Queen Victoria immer gewünscht hatte.

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