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Seit 1989 gibt es hier keine Beisetzungen mehr.

© Thilo Rückeis

Gedenkstätte in Berlin: Honeckers bekommen auf "Gedenkstätte der Sozialisten" keinen Platz

Der Enkel wollte die Großeltern auf der "Gedenkstätte der Sozialisten" bestatten lassen. Aber das geht nicht. Warum?

Sollte einer der ehemals führenden Köpfe der untergegangenen DDR sich Hoffnung auf die Ehre eines Grabes innerhalb der „Gedenkstätte der Sozialisten“ in Friedrichsfelde machen – er kann es vergessen. Sofern ihn nicht enge verwandtschaftliche Beziehungen mit einem der dort Ruhenden verbinden, ist da nichts mehr zu machen. Ein mehr theoretisches Problem oder genauer gesagt: gar keins, hätte es da nicht vor gut einem Monat die Meldung gegeben, wonach Roberto Yañez Betancourt, Enkel von Erich und Margot Honecker, die Urnen mit der Asche seiner Großeltern auf dem Gedenkort, Teil des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde, bestatten lassen wolle – eine Idee, bei deren Verwirklichung, wie sich rasch andeutete, mit erheblichem Widerstand zu rechnen wäre.

Gedenkstätte stehe unter Denkmalschutz

Dazu wird es nicht kommen, wie jetzt aus der Antwort der Senatsumweltverwaltung auf eine Schriftliche Anfrage des Lichtenberger Abgeordneten Danny Freymark hervorgeht. Auf die Frage des CDU-Politikers, ob der Senat die Idee des Honecker-Enkels befürworte, antwortete die Behörde nur knapp, die Gedenkstätte stehe unter Denkmalschutz, seit 1989 würden dort keine Bestattungen mehr vorgenommen. Ganz korrekt ist das nicht: Markus Wolf, oberster DDR-Geheimdienstler, ruht dort seit 2006 neben seinem bereits 1982 bestatteten Bruder, dem Regisseur Konrad Wolf. Deutlicher wurde das Bezirksamt Lichtenberg, das der Senat zu der Angelegenheit befragt hatte und dessen Antwort in die eigene aufgenommen wurde.

Seit 1989 keine Bestattungen mehr

Eine Beisetzung der sterblichen Überreste der Familie Honecker in der Gedenkstätte der Sozialisten sei nicht möglich. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik sei diese geschlossen worden. Das Nutzungsrecht habe ohnehin beim Zentralkomitee der SED/Protokollabteilung gelegen, die Grabstellen seien außerhalb der geltenden Friedhofsordnung durch diese Institution vergeben worden. Auch ein alternativ vorstellbares Grab der Honeckers außerhalb der Gedenkstätte, doch auf dem Zentralfriedhof, also immerhin in Nähe von Liebknecht, Luxemburg, Pieck, Grotewohl, Ulbricht und all der anderen linken Oberprominenz, sieht der Senat gelassen: „Die „Entstehung eines Wallfahrtsorts für Personen aus dem Linksextremistischen Spektrum sowie zur Verherrlichung der DDR wird als unwahrscheinlich bewertet.“

Im Übrigen habe das Lichtenberger Bezirksamt mitgeteilt, dass kein Antrag der Familie auf Vergabe einer Grabstätte des Zentralfriedhofs für die Honeckers vorliege. Die Pläne des Enkels waren kurz vor Veröffentlichung seiner (mit Thomas Grimm verfassten, im Insel-Verlag erschienenen) Autobiografie „Ich war der letzte Bürger der DDR“ bekannt geworden. Hier einen PR-Coup für das Buch zu vermuten, liegt nahe, das sieht auch CDU-Mann Freymark so.

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