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Berlin: Geld her, oder es gibt Ärger: Betrüger drohen Handwerkern Mindestens 55 Betriebe erhielten Briefe: Absender fordern Zahlung für Polen, der bei illegaler Beschäftigung verunglückt sein soll. Die Kripo ermittelt

Die Betrüger setzen auf das schlechte Gewissen von selbstständigen Handwerkern. Irgendwann, so das Kalkül, haben sie vielleicht irgendeinen Handlanger schwarz beschäftigt oder an der Steuer vorbei gearbeitet – und könnten deshalb einen entsprechenden Hinweis an die Behörden fürchten.

Die Betrüger setzen auf das schlechte Gewissen von selbstständigen Handwerkern. Irgendwann, so das Kalkül, haben sie vielleicht irgendeinen Handlanger schwarz beschäftigt oder an der Steuer vorbei gearbeitet – und könnten deshalb einen entsprechenden Hinweis an die Behörden fürchten. Offensichtlich massenhaft haben Berliner Kleinstbetriebe jetzt Post bekommen, mit der eindringlichen Aufforderung, 900 Euro an eine polnische Adresse zu überweisen – angeblich, um mit dem Geld einen polnischen Arbeiter zu unterstützen, der „während einer illegalen Arbeit verunglückt“ und nun auf einen Rollstuhl angewiesen sei. Für den Fall, dass die Firmen nicht zahlen, droht der Absender mit Sanktionen. „Falls Sie innerhalb von sieben Tagen das Geld nicht übersenden, werde ich geeignete Maßnahmen gegen Sie treffen und garantiere, dass die wirksam sein werden“, heißt es etwas holperig in dem Schreiben.

Bislang haben 55 Betriebe diesen Brief bei der Polizei abgegeben, die Kriminalpolizei geht aber davon aus, dass weit mehr Firmen das Schreiben erhalten haben. Ermittelt werde wegen Betruges, als Erpressung wird die Drohung nicht gewertet. In irgendeiner Weise „Ärger“ haben die angeschriebenen Firmen bislang nicht bekommen, auch wenn die Sieben-Tage-Frist abgelaufen ist.

Der Betrüger „begründet“ seine Geldforderung ganz allgemein mit angeblichen „Unrichtigkeiten“ in der Firma, die ein Fall für die „Aufsichtsbehörden“ seien. Auch der genannte Fall des verunglückten Polen wird nicht näher konkretisiert. So werden die selbstständigen Handwerker unter Druck gesetzt, die geforderten 900 Euro als Wertbrief an eine polnische Postfachadresse in das Städtchen Trzebnica bei Breslau zu schicken.

Die Kripo hat Kontakt mit der polnischen Polizei aufgenommen, ein Ergebnis gibt es noch nicht. Unklar ist den Ermittlern bislang auch, woher die Betrüger die Adressen haben. Überwiegend wurden Ein- oder Zwei-Mann-Betriebe angeschrieben. „Das ist eine neue Masche“, sagte ein Beamter der Direktion 6. Abgeschickt wurden die Briefe alle Mitte April im Berliner Umland. Vermutlich warten die Betrüger jetzt zunächst den Erfolg ihrer ersten Briefwelle ab, heißt es bei der Polizei. Sie empfiehlt Handwerkern, die eine solche Drohung erhalten, Anzeige zu erstatten. Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht man den neuen Trick gelassen, eine Warnung hält man nicht für notwendig. „Der gesunde Menschenverstand reicht, um das zu ignorieren“, sagte IHK-Sprecher Stefan Siebner – es sei denn, das Gewissen ist zu schlecht.

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