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Der angeklagte Birk D. vor dem Landgericht.

© dapd

Gerichtsurteil: Hinterrücks den Sohn erschlagen

Weil er seinen Sohn mit einem Hammer erschlug, verurteilte das Gericht einen Vater zu lebenslanger Haft – das Motiv der Tat blieb unklar.

Der Junge saß am Computer und war in ein Spiel vertieft. Julien fühlte sich wohl und geborgen. Der Zwölfjährige befürchtete keinen Angriff, als sein Vater am 18. April 2011 den Staubsauger einschaltete. Julien konnte nicht sehen, dass Birk D. bereits einen Hammer in der Hand hielt. Mit Wucht schlug der 35-Jährige zu. „Es war ein heimtückischer Mord“, urteilten die Richter am Montag und verhängten eine lebenslange Haftstrafe.

Wie kann ein Vater eine so grauenvolle Tat begehen? Das Unbegreifliche führte zu einem mehr als dreimonatigen Prozess vor dem Landgericht. Der Angeklagte, ein blasser Mann mit kurzen blonden Haaren, zeigte nur selten sein Gesicht. Er saß auch beim Urteil geduckt mit Blick nach unten. Birk D. gab den Angriff zu. Er habe keinen Sinn mehr im Leben gesehen, er habe auch seinen Kindern eine so „schreckliche Welt“ nicht zumuten wollen. Erst habe er Sohn und Tochter, dann sich selbst töten wollen. Als Julien vor ihm lag, habe er Angst bekommen, sagte der Vater. Die Leiche versteckte er im Keller des Wohnhauses in Reinickendorf.

Doch Mitleid und Verzweiflung hätten ihn nicht getrieben, hieß es im Plädoyer des Anklägers. Das Motiv für die „monströse Tat“ habe man nicht aufklären können. Ein Psychiater hatte Birk D. als „stark selbstbezogen“ beschrieben. Das gehe so weit, dass andere Menschen für ihn gar nicht richtig da seien. „Nur er selbst ist das Zentrum des Geschehens“, beschrieb es der Gutachter. Birk D. leide aber nicht unter einer psychischen Krankheit. Der Experte hielt die Behauptung von Birk D., ihn hätten depressive Stimmungen beherrscht, für wenig glaubhaft.

Birk D. sei ein „generell neidischer Mensch“, stellte der Gutachter fest. Neid sei ein mögliches Motiv, sagte der Staatsanwalt. Birk D. hat in seinem Leben kaum etwas in den Griff bekommen. Seit Jahren saß er zu Hause und lebte auf Kosten eines Bekannten, der ihn aufgenommen hatte. Unzufrieden war er mit seinem Leben und blieb doch untätig. Vielleicht war er neidisch auf das Glück seiner Ex-Partnerin, die mit den Kindern und einem anderen Mann in Spandau lebte. In einem Wirrwarr von Gefühlen habe der Vater den Plan gefasst, seine Kinder zu töten, sagte der Staatsanwalt.

Julien und seine zehnjährige Schwester übernachteten in den Osterferien 2011 bei ihrem Vater. Sie mochten ihn. Julien saß im Flur, seine Schwester vor dem Fernseher im Wohnzimmer. Gegen 16 Uhr schloss Birk D. die Tür. Das Mädchen, so sagte er später, sollte nichts mitbekommen.

Drei Schläge waren es, die den Schädel des Jungen zertrümmerten. Kaltblütig beseitigte der Vater die Spuren, sah dann mit der Tochter fern und belog die Mutter der Kinder. Am nächsten Tag floh er nach Düsseldorf. Vier Tage später wurde er gefasst. „Es tut mir so leid“, hauchte D. am Ende des Prozesses. Sein Anwalt hatte auf maximal zehn Jahre Haft wegen Totschlags plädiert.

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