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Geschwindigkeitsverstöße: Polizeipräsident: Berlin hat genügend feste Tempoblitzer

Die neue Blitzer-Anlage im Britzer Tunnel registrierte fast 38.000 Verstöße innnerhalb von fünf Wochen. Doch Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch widerspricht dem Eindruck, dass die Raserei in Berlin ausufert.

Der Blitzer im Britzer Autobahntunnel entwickelt sich zu einem vollen Erfolg für die Landeskasse: 37 866 Temposünder sind nach Auskunft der Polizei allein in den ersten fünf Wochen seit Inbetriebnahme der Geräte geblitzt worden – und das, obwohl Schilder vor den Tunneleinfahrten auf die Kontrolle hinweisen. Diese Bilanz scheint einmal mehr den Eindruck zu bestätigen, dass in Berlin immer hemmungsloser zu schnell gefahren wird: Bereits im vergangenen Jahr war die Zahl der Raser-Unfälle gegenüber 2008 um 35 Prozent gestiegen – von 4651 auf 6348. Ein solcher Trend war bei keiner anderen Unfallursache zu beobachten.

Doch Polizeipräsident Dieter Glietsch widerspricht dem Eindruck, dass die Raserei in Berlin ausufert: „Die Stadtautobahn verführt dazu, etwas schneller als die erlaubten 80 Kilometer pro Stunde zu fahren. Außerdem relativiert sich die hohe Zahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen, da die Strecke mit etwa 120 000 Fahrzeugen pro Tag extrem stark befahren ist“, sagte er dem Tagesspiegel. „Wir werten noch aus, wie schnell dort tatsächlich gefahren wird. Tempo 90 auf der 80er-Strecke würde ja nicht bedeuten, dass in Berlin mehr gerast wird.“

Die Bußgeldstelle hat nach Auskunft der Polizei bisher erst die bis zum 18. Juni geschossenen Blitzerfotos aus dem Britzer Tunnel ausgewertet. Den Rekord hält ein Auto, das mit 137 statt der zu jenem Zeitpunkt erlaubten 60 Kilometer pro Stunde gemessen wurde. Und ein Motorrad fuhr mit Tempo 153 durch die Kontrolle, als die variablen Verkehrsschilder im Tunnel 80 km/h als Höchstgeschwindigkeit anzeigten.

Dass „allgemein viel zu oft zu schnell gefahren wird“, bestätigt auch Glietsch. „Deshalb ist die Geschwindigkeitsüberwachung ein Schwerpunkt unserer Verkehrssicherheitsarbeit“, sagt der Polizeipräsident. Zugleich wehrt er sich gegen den immer wieder erhobenen Vorwurf, dass die rund 100 mobilen Tempomessgeräte der Behörde zumeist ungenutzt herumstehen, weil Personal für den Einsatz fehlt: „Dass wir unseren Einsatz in der Geschwindigkeitsüberwachung nicht verringert haben, kann man an der Zahl der Ahndungen erkennen. Allein von Januar bis Mai dieses Jahres waren es rund 240 000.“

In Brandenburg wurde vor allem unter dem damaligen Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) konsequent gegen die Raserei vorgegangen – offenbar mit Erfolg, denn seit Autofahrer fast in jedem Dorf mit einem „Starenkasten“ und zwischendurch mit Lasern, Lichtschranken und Radargeräten rechnen müssen, wird insgesamt deutlich disziplinierter gefahren. In Berlin sieht der Polizeipräsident dagegen keine Notwendigkeit, mehr als die bereits installierte Handvoll stationäre Blitzer anzuschaffen: „Die dafür geeigneten unfallträchtigen Stellen sind abgedeckt, und für alle anderen haben wir die mobilen Geräte.“ Von den Parteien im Abgeordnetenhaus kämpfen nur die Grünen für mehr stationäre Blitzer.

Während in Brandenburg Radarfallen ganz offensichtlich nicht nur an Unfallschwerpunkten aufgestellt werden, sondern auch an besonders einträglichen Stellen, betont Glietsch: „Wir stellen keine Fallen auf, um Kasse zu machen. Gemessen wird an Unfallhäufungspunkten, in schutzwürdigen Bereichen wie etwa vor Kitas, Altenheimen oder Krankenhäusern und auch dort, wo es um Lärmschutz geht.“

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