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Gesundheitsversorgung: Bald kürzere Wege zur Arztpraxis?

In Berlin einigten sich Mediziner und Krankenkassen auf neue Verteilungspläne - die Details sollen aber erst folgen.

Der Streit um die Verteilung von Arztpraxen in Berlin ist noch nicht beigelegt. Ende dieser Woche haben sich zwar die zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die Krankenversicherungen auf neue Regeln für die Ansiedlung von Ärzten geeinigt. Doch von Patientenvertretern und aus der Senatsgesundheitsverwaltung hieß es, für Lob sei es zu früh. Sie warten noch auf Details der Pläne. Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) setzt sich seit seinem Amtsantritt dafür ein, dass mehr Fachärzte in den weniger gut versorgten Stadtteilen praktizieren. Aus seinem Haus hieß es am Freitag: Die Pläne der KV und der Kassen seien vorläufig, im zuständigen Landesgremium werde der Vorschlag noch geprüft.

Hintergrund ist, wie berichtet, die ungleiche Arztdichte in der Stadt: Fachärzte lassen sich etwa im Osten der Stadt und in Neukölln weniger gern nieder als in den West-Bezirken. So gibt es pro Einwohner etwa in Charlottenburg doppelt so viele Augenärzte wie in Neukölln. Vergleichsweise schlecht steht auch Treptow-Köpenick da. KV-Vize-Chef Uwe Kraffel sagte zu den Plänen, man habe in dem neuen Entwurf festgehalten, dass das Durchschnittsalter der Bewohner eines Kiezes beim Ansiedeln von Praxen künftig stärker berücksichtigt werden solle. Doch er warnt vor zu hohen Erwartungen. „Die Praxen verteilen sich natürlich nicht über Nacht neu in der Stadt“, sagt Kraffel.

Andreas Richter von der Bürgerplattform Südost befürchtet deshalb, dass sich wenig ändern werde. „Es ist völlig unklar, wie die Verteilung gesteuert werden soll, es braucht da wirksame Instrumente“, sagt Richter. Ihn ärgert, dass Berlin weiter als ein einziger Planbezirk gilt: Wenn die Versorgung etwa mit Gynäkologen stadtweit 116 Prozent entspricht, spielt bislang formal gesehen keine Rolle, dass Neukölln mit nur 62 Prozent unterversorgt ist. Für eine bessere Verteilung gebe es wahrscheinlich nur einen Weg, sagte der Chef des Gesundheitsausschusses im Abgeordnetenhaus, Wolfgang Albers (Linke): Für Ärzte müssten finanzielle Abschläge fällig werden, wenn sie in überversorgten Kiezen residieren.

Der Umzug einer Praxis in eine überversorgte Gegend könne schon seit einer Gesetzesänderung 2012 abgelehnt werden, sagte KV-Vize Kraffel, nun werde man verstärkt nach demografischen Kriterien entscheiden. Die KV will bald Details ihrer Pläne bekannt geben. Jeder vierte Kassenpatient in Berlin ist älter als 60 Jahre, doppelt so viele wie vor 20 Jahren.

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