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Berlin: Glücklicher Mensch

Herbert Grönemeyer plaudert über seine neue Tour, die vielleicht die letzte in dieser Form sein wird

Diesen unsichtbaren Schleier der Traurigkeit hat er endgültig abgelegt. Darunter kommt ein neuer, ein glücklicher Herbert Grönemeyer zum Vorschein. Einer, der sich mit seinem Schicksal, dem Tod seiner Frau und seines Bruders versöhnt hat. Einer, der wieder laut und herzlich lachen kann, ohne deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben.

Als Herbert Grönemeyer am Dienstagabend die Bühne des Renaissance-Theaters betritt, steht da ein breit lächelnder, zufriedener Mann. Er trägt einen dunklen Anzug, darunter einen dunklen Pullover, an der linken Hand glänzt ein großer silberner Ring. An einem kleinen Tisch nimmt der Sänger Platz, neben ihm sitzt der Gastgeber: „Zeit“-Redakteur Christof Siemes. Er hat Grönemeyer zum Gespräch über sein aktuelles Album „12“ und die bevorstehende Deutschland-Tour geladen. Doch eigentlich ist es der Popstar, der die Rolle des Gastgebers übernimmt. Der seinem Gegenüber Mineralwasser einschenkt, als sich dessen Glas leert. Der sich zwischendurch an den Flügel setzt, um ein Lied nach einem Text aus Goethes „Iphigenie auf Tauris“ zu spielen.

Die Besucher des bis auf die letzte Reihe gefüllten Theaters sind erleichtert: Grönemeyer geht es gut, auch wenn er über ein starkes Schwindelgefühl klagt, das ihm seit einigen Tagen zu schaffen macht. Vielleicht ein Symptom der Aufregung? Grönemeyer bekennt, dass er vor einer Tour an Lampenfieber leide. „Das wird im Alter immer schlimmer“, sagt er. Der Sänger ist jetzt 51. Der Adrenalinrausch nach einer guten Show macht aber alles Vorherige vergessen. Besonders stark muss dieser Rausch auf der Tour zu seinem letzten Album „Mensch“ gewesen sein. Die sahen insgesamt zwei Millionen Besucher. „Das passiert einmal im Leben, das hat uns völlig überrollt.“ Mit „uns“ meint der Musiker sein 150-köpfiges Tour-Team, das ihn zum Teil schon seit 20 Jahren begleitet. Ab der kommenden Woche ist Grönemeyer mit dieser „Familie“ wieder unterwegs.

In Berlin tritt er am 13. Juni im Olympiastadion auf. Das besuchte er im vergangenen Jahr zur Fußballweltmeisterschaft zum ersten Mal. „Eigentlich kein schönes Stadion für Konzerte“, sagt Grönemeyer und bekommt Beifall aus dem Publikum. Zum Olympiastadion habe es aber keine Alternative gegeben, erklärt der gebürtige Göttinger. Der Fotograf und Regisseur Anton Corbijn ist für die Produktion verantwortlich, mit ihm drehte Grönemeyer einst das Video zur Single „Mensch“. Für die Tour hat Corbijn ein Bühnenbild mit einer 26 Meter großen Leinwand entworfen. Die hätte in die Waldbühne, in der der Künstler sonst spielte, nicht reingepasst.

Glaubt man dem Sänger, will er sich von der großen Bühne ohnehin bald verabschieden. „Diese Tournee wird vielleicht die letzte in dieser Form sein“, sagt Grönemeyer. Danach wolle er nur noch in „kleinerem Rahmen“" spielen, in intimeren Hallen oder Clubs. Womöglich auch, um als Popstar in Würde alt zu werden, wie Gesprächspartner Christof Siemes mutmaßt. „Denkbar wären dann auch Theaterabende, so was könnte ich mir gut vorstellen“, sagt der Sänger. Er brauche den großen Auftritt nicht, um sein „Ego zu pampern“.

Herbert Grönemeyer tritt am 13. Juni im Olympiastadion auf. Tickets ab 43 Euro sind noch erhältlich

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