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Haftentlassung: Wowereit gegen Klars Praktikum am Berliner Ensemble

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat sich gegen ein Praktikum des früheren RAF-Terroristen Christian Klar am Berliner Ensemble ausgesprochen. Wowereit wirft dem Theater-Intendanten Peymann vor, in erster Linie eigene Interessen zu verfolgen.

"Ich hätte die Entscheidung so nicht getroffen", sagte der Berliner Regierungschef Wowereit (SPD), der auch das Kulturressort verantwortet, am Freitag in Berlin. Der Intendant des Berliner Ensembles (BE), Claus Peymann, hatte der Bewerbung Klars für ein Praktikum am Theater vor längerem zugestimmt. "Das ist die Entscheidung von Herrn Peymann und dem BE", sagte Wowereit. "Ich habe den Eindruck, dass da sehr viel Eigeninszenierung im Spiel ist". Wowereit stellte kar, dass er in dieser Frage kein Vetorecht habe: "Das ist ein Privattheater, das seine Entscheidungen eigenverantwortlich trifft. Ich hätte sie so nicht getroffen."

BE: Klar muss auf uns zukommen

Das Berliner Ensemble gab am Freitag bekannt, dass noch keine konkrete Abmachung mit Klar getroffen wurde. Es gebe noch keinen genauen Termin, aber das Angebot bestehe weiterhin, sagte eine Sprecherin des Ensembles. Wir warten darauf, dass Herr Klar auf uns zukommt." Klar hatte sich nach Angaben der Sprecherin bei dem Theater um ein Praktikum als Bühnentechniker beworben.

Nach rund 26 Jahren Haft war Klar am Freitagvormittag aus dem Gefängnis entlassen worden. Der 56-Jährige habe die Justizvollzugsanstalt (JVA) Bruchsal ohne Zwischenfälle verlassen, sagte Klars Anwalt Heinz-Jürgen Schneider. "Ab jetzt kann er selbst bestimmen, was er macht und auch, wo er es machen will", betonte der Anwalt.

Klar sucht nicht die Öffentlichkeit

Dabei sucht Klar nach Angaben Schneiders "von sich aus nicht die Öffentlichkeit, und er wird auf gar keinen Fall in Talkshows auftreten oder Interviews geben". Nach 26 Jahren in Haft sei die Entlassung "natürlich schon ein großes Ereignis für meinen Mandanten". Auf die Frage, ob Klar sich nun in Baden-Württemberg aufhalten werde, sagte Schneider lediglich: "Deutschland ist groß."

Bereits 2005 hatte der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, dem wegen neunfachen Mordes verurteilten früheren Mitglied der Roten Armee Fraktion ein Praktikum angeboten. Klar war an drei Attentaten beteiligt, die die Bundesrepublik im "Deutschen Herbst" 1977 erschütterten. Er wurde jeweils als Mittäter beim Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seinen zwei Begleitern, am Bankier Jürgen Ponto und am Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer sowie dessen vier Begleitern verurteilt.

Das Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart hatte am 24. November entschieden, die lebenslange Freiheitsstrafe Klars zum 3. Januar 2009 zur Bewährung auszusetzen. Klar hätte dann exakt 26 Jahre lang in Haft gesessen. (imo/dpa/ddp)

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