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Berlin: Hallenfußball: Besser als Rennen im Wald

Hans Reker schüttelt den Kopf. "Nein, ein Freund des Hallenfußballs bin ich nun wirklich nicht", sagt der Manager des Oberliga-Spitzenreiters BFC Dynamo.

Hans Reker schüttelt den Kopf. "Nein, ein Freund des Hallenfußballs bin ich nun wirklich nicht", sagt der Manager des Oberliga-Spitzenreiters BFC Dynamo. Allein ist er mit dieser Ansicht nicht. Viele Trainer und Offizielle der Vereine, die am 23. Fußball-Hallenturnier der Berliner Regional- und Oberliga-Vereine in der Erika-Heß-Eisporthalle teilnahmen, äußerten Kritik am Kick auf dem Parkettboden. Den Fans war es egal, an beiden Turniertagen kamen 2100 Zuschauer. 900 mehr als im vergangenem Jahr.

Angst haben die Trainer meist um die Gesundheit ihrer Spieler. Bei höherklassigen Turnieren wird zwar stets ein Kuntrasen ausgerollt, doch wenn der bereits so abgelaufen und stumpf ist, steigt die Verletzungsgefahr der Spieler enorm. Und in diese Situation stolperte Benjamin Köhler von den Hertha BSC Amateure bereits nach fünf Minuten. Da musste der Stürmer mit Verdacht auf Bänderiss im Sprunggelenk ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bestätigt sich die Diagnose, fällt der Junioren-Nationalspieler für Monate aus. Und das alles wegen eines Vorrundenspiels gegen den Mariendorfer SV.

Bei diesem Gedanken wird auch Wolfgang Schilling schlecht. "Bei uns zählt primär der Klassenerhalt in der Oberliga", sagt Schilling, Trainer des Berliner AK. "Da wäre ich auch nicht unglücklich, wenn wir hier heute ausscheiden." Schilling tut einiges dafür und schont viele Stammspieler lieber für den Abstiegskampf. Prompt scheidet der BAK am Sonnabend aus. Wie übrigens auch der große 1. FC Union, der mit einer besseren zweiten Mannschaft auflief.

Doch auch wenn viele Trainer ihre Kicker schonen und die Spieler das Turnier nicht allzu ernst nehmen, lukrativ genug ist so ein regionales Hallenturnier wohl doch. 1200 Zuschauer kamen allein zur Vorrunde. Und das, obwohl in Lichtenberg zeitgleich ein Turnier vor 1000 Zuschauern stattfand - Uwe Reinder, Uli Borowka und anderen Altstars. Nur die Wirtschaft scheint das kaum zu interessieren. Veranstalter Klaus-Dieter Grube hatte erst zwei Tage vor dem Auftakt einen Sponsor gefunden. Herthas Hauptsponsor lässt 4000 Mark springen. "Das Geld liegt eben nicht auf der Straße", sagt Grube. Und da ehemalige Hauptsponsoren wie Coca-Cola diesmal nicht eine müde Mark gezahlt haben, darf sich Grube auch nicht lange über die 4000 Mark freuen. Soviel bekommt nämlich allein der Sieger des Turniers. Der Zweite erhält 3000 Mark. Dafür hat der Senat die Kosten für Strom, Heizung und Hallenboden übernommen, da bleiben wenigstens ein paar tausend Mark hängen. Im letzten Jahr lag der Ertrag knapp über Null.

Das meiste Eintrittsgeld bringen die Fans der Hertha Amateure und des BFC Dynamo. Die BFC-Anhänger lungern sichtlich gelangweilt in ihrer Hallenecke, knapp 100 Fans sind nach Wedding gefahren, um die weinroten Kicker zu unterstützen. Doch die kassieren erst einmal eine 0:4-Niederlage gegen den VfB Lichterfelde. Dynamos Trainer Jürgen Bogs ist gar nicht begeistert, er nimmt das Turnier ernst. "Wenn wir hier heute ausscheiden, ist morgen Konditionstrainig angesagt. Um neun Uhr." Die Drohung wirkt. Der BFC Dynamo gewinnt 2:1 gegen Croatia und zieht so in die Endrunde am Sonntag ein. Schließlich ist so ein lockeres Turnier in der Halle immer noch angenehmer als morgens über matschige Wege zu stapfen. Und dann wieder auf tiefgefrorenem Boden herumzurutschen. Beim BFC war der Trainingsplatz tiefgefroren, beim Laufen die Waldwege vereist. Als die Spieler sich an Rutschpartien gewöhnt hatten, trainierten sie doch wieder bei Sonnenschein im Matsch. Heute kicken sie in kurzen Hosen auf einem ausgerollten Kunstrasen. Und in der nächsten Woche fliegen die meisten Mannschaften in den Süden.

Optimal sind solche Klima-Wechsel nicht, meint Tennis Borussias Trainer Robert Jaspert. "Aber so ein Hallenturnier ist doch eine willkommene Abwechslung zum Ausdauer-Alltag", sagt Jaspert. Und wenn man dann noch erfolgreich ist, "schweißt es die Jungs auch zusammen." Der Regionalligist qualifiziert sich für die Endrunde. Klar, dass die nicht gerade erfolgsverwöhten TeBe-Fans lautstark ihr Team feiern. In der dritten Liga steht TeBe nämlich auf dem 16. Tabellenplatz. "Und auch der Erfolg gegen Dynamo tat uns gut", sagt Jaspert. Am Freitag hatten die Charlottenburger beim Lichtenberger Hallenturnier den BFC Dynamo im Finale 5:3 geschlagen. "Und so etwas ist doch besser, als die Jungs in den Wald zu schicken, oder?".

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