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Berlin: Handwerker auf der Walz

Ein perfekter Tag für Bastler: Leser tüftelten in Workshops, buchten Gratis-Führungen – und Frauen entdeckten das Heimwerken

Schwer muss der Kleister tropfen, dann ist er für Raufasertapete richtig angerührt. Um den Topf standen am Samstagmorgen Tagesspiegel-Leser und schauten auf die trübe Masse, die Frank Schreiber von der Heimwerker-Akademie gerade schaumig gerührt hatte. Dann durften sie einkleistern, spachteln, tapezieren. Sie gehören zu den 72 Lesern, die beim „perfekten Tag für Bastler“ bei OBI Steglitz einen Handwerkerkurs gebucht hatten. Nebenan bohrten, hobelten und sägten elf Damen und ein Herr im Workshop „Selbst ist die Frau“. Ein Mann in diesem Kurs? „Meine Frau wollte mit einer Freundin kommen, aber die ist abgesprungen. Da hat mich meine Frau überredet mitzukommen“, sagt Lothar Busch. Viele der brandneuen Heimwerker-Geräte kannte er schon, aber wie man mit einer Pendelhubsäge am unteren Rand keine Wellen sägt, wollte er Kursleiterin Hanna Mauermann doch noch fragen.

Gruppen von Tagesspiegel-Lesern waren am Sonnabend in Berlin bastelnd und tüftelnd unterwegs – darunter auch Perfekte-Tag-Profis. Franziska Wagner aus Neukölln etwa hat im Sommer 2003 schon vier Mal mitgemacht. Letzten Sonnabend war sie am Insulaner Minigolfen, und gestern wollte sie nach dem Heimwerken noch in die Ufo-Sound-Studios in Prenzlauer Berg.

Auch der Töpferkurs in der Werkstatt von Julia Arnold, die Führung im Märkischen Landbrot, die Haute Couture Sushi-Menüs im Vox Restaurant im Grand Hyatt und die Besichtigung von Schloss Köpenick waren schnell ausgebucht. Kleine Panne in Köpenick: Der Schlossführer hatte sich vertan und kam drei Stunden später. Also griffen die Leser zu Audioführern und bastelten sich ihren Rundgang selbst.

In der Modeschule Esmod entwarfen etwa 30 Hobby-Schneider ihr eigenes T-Shirt – die jüngste Teilnehmerin war 12, die älteste 84 Jahre. Kinder kreierten braune Filzkatzen mit Kulleraugen, Mütter hantierten mit schwarzem Textilspray oder Tüll. Auch drei Männer versuchten sich im Design. Auf das „Sandsation“-Gelände am Lehrter Bahnhof kamen ganze Familien und schufen klassische Burgen mit großen Zinnen, Eulen oder auch ineinander verschachtele Buchstaben. Auf dem Flugplatz Lüsse flogen Leser zwischen zwei Schauern im Segelflugzeug mit. Beim Modelleisenbahnclub in Tempelhof nahmen Laien und Modellbahn-Experten die Werkstatt genau unter die Lupe. Die Besucher des Werft- und Dienstleistungszentrums in Haselhorst konnten sich nach der Besichtigung kaum losreißen und unterhielten sich noch stundenlang mit Inhaber Michael Reich. Ähnlich erging es Michael Kempf im Klärwerk Ruhleben: Der Klärwerksleiter verlängerte den Rundgang um eine Stunde und zeigte den Lesern ausnahmsweise auch das Maschinenhaus. Von dort gab es dann am Ende einen Gratis-Blick über Berlin – aus 40 Metern Höhe.

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