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Hedwigs-Kathedrale: Abschied von Kardinal Sterzinsky

30 Bischöfe und viel Prominenz kamen zum Requiem für den Verstorbenen in die Hedwigs-Kathedrale.

Die goldene Mitra des Kardinals lag auf dem schlichten Sarg aus hellem Holz, zwei Messdiener hielten Totenwache. Mit ernsten Mienen strömten Priester und Ordensschwestern, katholische Studenten und Kolpingfamilien gestern in die katholische Sankt Hedwigs-Kathedrale. Es galt, Abschied zu nehmen von Georg Kardinal Sterzinsky, dem langjährigen Berliner Erzbischof, der am 30. Juni im Alter von 75 Jahren nach langer Krankheit verstorben war. In einem feierlichen Requiem wurde der aus Ostpreußen stammende Theologe betrauert und anschließend in der Unterkirche des Gotteshauses beigesetzt. Und viele hundert Menschen, die in der Kathedrale keinen Platz mehr fanden, verfolgten die Zeremonie auf einer Videoleinwand auf dem Bebelplatz.

Letztes Geleit. Auch Sterzinskys designierter Nachfolger Rainer Maria Woelki reihte sich in den Trauerzug ein. Das Requiem in der Hedwigs-Kathedrale wurde über Leinwand auf den Bebelplatz übertragen.

© dpa

Ein klagendes „Kyrie eleison“ erklang, als Bischöfe und Priester langsam und würdevoll in die Kathedrale einzogen. Einmal noch knieten sie nieder vor dem Sarg, den der Münchener Erzbischof Reinhard Marx mit Weihwasser besprengte: Ein letzter Gruß für den verstorbenen Amtsbruder. Sterzinsky selbst hatte auf einem schlichten Gottesdienst bestanden. Kein Foto von ihm sollte neben dem Sarg stehen, keine Grußworte sollte es geben. Nur das an die Auferstehung erinnernde, hoffnungsvolle Licht der Osterkerze sollte neben dem Verstorbenen leuchten: Ein letzter Ausdruck von Sterzinskys Glaubensstärke. „Wer zum Herrn geht, geht nicht einfach weg“, sagte Marx zur Begrüßung der großen Trauergemeinde. „Er bleibt in unserer Mitte, er bleibt mit uns verbunden.“ Und alle, die Rang und Namen haben in Berlin, waren gekommen, um Sterzinsky die letzte Ehre zu erweisen: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), seine Herausforderer Frank Henkel (CDU) und Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) saßen ebenso in den Kirchenbänken wie der evangelische Landesbischof Markus Dröge. Fast 30 katholische Bischöfe aus Deutschland und Polen, waren erschienen, darunter auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sowie Sterzinskys designierter Nachfolger Rainer Maria Woelki, dem der Einzug in die Kathedrale sichtlich schwer fiel. In einem Telegramm drückte auch Papst Benedikt XVI. den Trauernden seine Anteilnahme aus.

Der dienstälteste katholische Bischof Ostdeutschlands, der Erfurter Bischof Joachim Wanke, würdigte den Verstorbenen mit einer Trauerpredigt. Am großen Pult der Kathedrale, dort wo auch Sterzinsky an vielen Sonntagen gepredigt hatte, nannte er den Verstorbenen einen „Lastenträger“, also einen jener Menschen, denen Jesus in der Bibel „Ruhe für die Seele“ versprochen hatte. „Keine Plage, keine Last, keine Anfechtung kann ihn Gottes Schutz entreißen“, sagte Wanke. Sterzinsky habe bereitwillig „sein Joch auf sich genommen: die dienstlichen Pflichten, die körperlichen Beschwerden, die wechselnden Herausforderungen und die bei der Arbeit im Weinberg des Herrn nicht ausbleibenden Enttäuschungen.“ Der Glaube an Gott sei für Sterzinsky stets eine letzte Sicherheit gewesen. „Ich kann das bezeugen aus der persönlichen Kenntnis seiner Person heraus, aus einer langen und – wenn man das bei einem ostpreußischen Charakter überhaupt sagen kann – freundschaftlichen Verbundenheit mit ihm“, sagte Wanke. Sterzinsky sei stets ein Pfarrer im besten Sinne des Wortes geblieben. „Wir haben Grund, Gott für diesen Priester und Bischof zu danken.“ Benjamin Lassiwe

Kondolenzbuch für

Trauerbekundungen im Internet:

www.erzbistumberlin.de

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