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Berlin: Heftiger Streit um Kündigung von Vivantes-Chefärztin

Die bekannte Berliner Orthopädie-Chefärztin Karin Büttner-Janz geht gegen ihren Arbeitgeber, den landeseigenen Klinikkonzern Vivantes, in die Offensive. Am vergangenen Sonnabend war durch einen Tagesspiegel-Bericht bekannt geworden, dass Vivantes die Medizinerin fristlos gekündigt und mit einem Hausverbot belegt hatte.

Die bekannte Berliner Orthopädie-Chefärztin Karin Büttner-Janz geht gegen ihren Arbeitgeber, den landeseigenen Klinikkonzern Vivantes, in die Offensive. Am vergangenen Sonnabend war durch einen Tagesspiegel-Bericht bekannt geworden, dass Vivantes die Medizinerin fristlos gekündigt und mit einem Hausverbot belegt hatte. Am Mittwochabend ließ die Chefärztin nun durch ihre Anwälte eine Presseerklärung verbreiten, wonach die Hintergründe für die Entlassung aus ihrer Sicht sehr persönlicher Natur seien. „Seit April 2011 unterhielt unsere Mandantin eine gleichgeschlechtliche Beziehung zu einer Vivantes-Mitarbeiterin aus der Führungsebene“, heißt es in der Erklärung. Aus diesem Grunde habe ihr der Vorsitzende der Vivantes-Geschäftsführung, Joachim Bovelet, Mitte März 2012 mitgeteilt, dass Büttner-Janz „nicht mehr als Chefärztin für Vivantes tätig sein könne.“ Er habe ihr nahegelegt, das Arbeitsverhältnis kurzfristig und einvernehmlich zu beenden. Das habe Büttner-Janz abgelehnt, weil sie „in der Unterhaltung einer gleichgeschlechtlichen Beziehung keine Pflichtverletzung ihres Arbeitsverhältnisses feststellen“ könne. Schließlich sei ihr dann am 3. April die fristlose Kündigung ausgesprochen worden.

Wie berichtet, hat Bünttner-Janz gegen die Entlassung Klage vor dem Arbeitsgericht eingelegt mit dem Ziel der Wiedereinsetzung in ihre Funktionen. Die gleichgeschlechtliche Beziehung könne „kein Kündigungsgrund sein, da die sexuelle Identität unserer Mandantin über das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz geschützt ist“, heißt es in der Erklärung.

Vivantes weist diese Vorwürfe nun scharf zurück. „Der Grund für die Kündigung war nicht irgendeine Beziehung zur Leitungsebene und schon gar nicht eine gleichgeschlechtliche Beziehung“, sagte Vivantes-Sprecherin Kristina Tschenett dem Tagesspiegel. Der tatsächliche Grund sei vielmehr eine E-Mail, die Büttner-Janz nach einem Gespräch mit Bovelet im März an den Aufsichtsrat des Unternehmens geschrieben habe und die „unserer Auffassung nach den Tatbestand der Verleumdung und üblen Nachrede erfüllt“.

Angesichts des nun öffentlich ausgetragenen Streits scheint eine gütliche Einigung zwischen beiden Seiten schwer erreichbar zu sein. Büttner-Janz war zuvor mehr als 20 Jahre lang Klinikdirektorin der Orthopädie im Vivantes-Krankenhaus im Friedrichshain gewesen und hatte später auch die gleiche Abteilung im Kreuzberger Krankenhaus Am Urban geleitet. Bereits 1984 hatte die Ärztin mit einem Kollegen die weltweit erste Bandscheiben-Komplettprothese zum Patent angemeldet. Und bei den regelmäßigen Ärztebefragungen durch den Tagesspiegel und die Gesundheitsstadt Berlin zu empfehlenswerten Krankenhäusern landete das Klinikum im Friedrichshain bei den orthopädischen Behandlungen regelmäßig auf den vorderen Plätzen.

Zuvor – Anfang der 70er Jahre – war Büttner-Janz eine der erfolgreichsten Turnerinnen der DDR, hatte unter anderem mehrere Olympia-Medaillen gewonnen. Die Medizinerin ist in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden. Ingo Bach

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