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Berlin: Hilfe nach Vorschrift

Fahrgast erlitt Herzattacke im U-Bahnhof – und die BVG fragt zuerst nach den Personalien

Der ältere Herr lag bleich auf einer Bank im UBahnhof, griff sich ans Herz. „Hilfe“ stöhnte er, und, als ihn ein weiterer Fahrgast auf dem Bahnsteig bemerkte, „ich glaube, das ist ein Herzanfall“. Sofort eilte Jörg K. zur Notrufsäule des Bahnhofs Rüdesheimer Platz: „Wir brauchen dringend einen Krankenwagen.“ Die BVG-Leitstelle versprach, Hilfe zu schicken. Tatsächlich kamen fünf Minuten später drei Mitarbeiter der BVG – und fragten den Stöhnenden unerbittlich nach den Personalien.

Obwohl Herr W. nur mit letzter Kraft ein „Muss das sein?“ herausbrachte, hakten die BVG’ler mehrfach nach. „Das ist Vorschrift“, sagten sie laut Zeugenaussage, fragten nach der Adresse und: „Sind Sie gestürzt oder erkrankt?“ Zeuge Jörg K. empfand die Art und Weise der Befragung als „unerträglich und nicht nachvollziehbar“; Punkt für Punkt hätten die BVG-Mitarbeiter auf ihrem Protokoll abgehakt, ohne auf die desolate Verfassung des Kranken einzugehen. Zehn Minuten nach dem Hilferuf traf ein Rettungswagen ein. Die BVG hatte die Feuerwehr alarmiert, dem Zeugen Jörg K. das aber nicht gesagt. Herr W. kam in die Klinik, über den Zustand gab es gestern keine Auskunft. BVG-Sprecherin Petra Reetz sagte, die Mitarbeiter hätten sich korrekt verhalten. „Medizinisch konnten die sowieso nicht helfen.“ Die Personalien zu erfragen sei sinnvoll. Bei Polizei und Feuerwehr hieß es, dass dieses Verhalten etwas unsensibel gewesen sei.

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