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Packen wir’s an. Mehmet Seker, einstiger Lehrer in Zehlendorf, organisiert die Hilfe für Kinder in den Krisengebieten Syriens und des Nordiraks.

© Georg Moritz

Hilfsaktion für Syrien: Drei Lastwagen aus Berlin für Kobane

Ein früherer Lehrer organisiert Spenden für traumatisierte Kinder in Syrien. Bei der Aktion arbeiten Türken, Kurden, Aleviten und deutsche Initiativen zusammen. Nun geht die Reise los.

Die Spielsachen gut verpackt, die Kleidung gewaschen und gebügelt – so geben die Menschen ihre Spenden ab. Persönliche Hilfsbereitschaft „kann man nicht über Politik dirigieren und auch nicht mit Geld kaufen – sie macht mich ganz glücklich“, sagt Mehmet Seker, 64 und früher Lehrer an der Leistikow-Hauptschule in Zehlendorf. Seker ist etwas gelungen, das er „den Zusammenschluss aller demokratisch gestimmten Menschen“ nennt: Er organisiert ein Hilfebündnis über Religionen und Herkunft hinweg, für die vom Krieg traumatisierten Kinder in der syrischen Grenzstadt Kobane und im nordirakischen Grenzort Sengal.

„Als ich den Impuls verspürte, etwas zu tun, habe ich mich zuerst an die Bildungsgewerkschaft GEW gewendet“, erzählt Seker. In der Lehrerzeitung soll ein Artikel über den Hilfsbund erscheinen – dann werden die Sammelstellen der Initiative gut 30 gemeinnütziger Vereine wohl noch voller. Gerade packten auch sunnitische Mütter Kartons, sagt der kurdisch-alevitische Deutsche. „Das Leid der Kinder hat uns hier in Berlin zueinander gebracht.“ Auch Berliner könnten nicht passiv mitansehen, wie „die radikal-islamistische Terrorgruppe IS religiöse und ethnische Gruppen, die nicht in ihr menschenverachtendes Weltbild passen, ermordet, verfolgt, foltert und vergewaltigt“, heißt es im Flugblatt des Hilfebündnisses. Ihm haben sich etwa der Türkische Bund Berlin-Brandenburg, das Kurdische Zentrum, die Alevitische Gemeinde, das Theater der Erfahrungen, der Stadtteilverein Schöneberg angeschlossen. Kinos zeigten kurdische Filme und spendeten den Erlös.

Es gibt Sammelstellen in vier Bezirken, jetzt auch ein Großlager, und in der Waldemarstraße 20 in der Alevitischen Gemeinde ist es schon proppevoll. „Drei Laster können wir bereits füllen, mit jeweils rund 100 Kubikmeter, je 30 Tonnen“, sagt Seker. Freiwillige wollen die Fahrzeuge in den nächsten Tagen und Wochen bis 30 Kilometer von Kobane in die türkische Kleinstadt Suruc fahren. Jetzt würden auch Geldspenden gebraucht, denn eine Tour koste pro Laster gut 4500 Euro, sagt Seker. „Ich habe gerade mit dem Bürgermeister und den Bürgerämtern in Suruc telefoniert. Es heißt, sie bräuchten dringend Geldspenden, denn wir können im Land selbst die doppelte Menge der Waren günstiger einkaufen.“ Es werde etwa warme Unterwäsche dringend gebraucht. In Neukölln kümmert sich unter anderem Eray Ceylan um die Annahmestelle in der Donaustraße 102. Der 25-jährige Bürokaufmann aus Wedding leitet gerade ein Projekt des Jobcenters im Neuköllner Kiez. Zudem hat sich das Hilfebündnis mit dem Komitee zur Unterstützung kurdischer Flüchtlinge und dem Verein Evin zusammengetan. Auch christliche Kirchen wollen mitwirken.

Infos bei der Alevitischen Gemeinde: Tel. 616 58 700, beim Stadtteilverein Schöneberg Tel. 787 040 50. Ab 10. November können warme Kinderkleidung, Medikamente, Spielzeug abgegeben werden in der Sammelstelle des Vereins Evin, Muskauer Straße 44, Kreuzberg. Internet: www.betterplace.org/p22174, www.facebook.com/hilfsbund, www.twitter.com/hilfsbund

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