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Brandenburger Verfolgungsjagd: Hintergründe bleiben im Dunkeln

Viele Details zur Schleuserverfolgung bei Königs Wusterhausen sind auch heute ungeklärt geblieben. Mit den Fragen wird sich bald der Landtag beschäftigen.

Potsdam/Leipzig - Das Innenministerium werde dem Innenausschuss vermutlich auf seiner nächsten Sitzung Bericht erstatten, sagte ein Sprecher. Den Abgeordneten werde dargestellt werden, was passiert sei, soweit Brandenburger Polizisten beteiligt waren. Der Sprecher hob in diesem Kontext noch einmal hervor, dass für den gesamten Einsatz gegen eine Schleuserbande die Bundespolizei zuständig gewesen sei. Die Identifizierung von vier der sechs Toten dauert an.

Die Schleuser waren in der Nacht zum Mittwoch im Landkreis Dahme-Spreewald bei Königs Wusterhausen auf der Flucht vor der Polizei ums Leben gekommen. Der verunglückte Pkw mit acht Insassen sollte wegen des Verdachts auf Schleuserkriminalität kontrolliert werden. Der Einsatz stand in Verbindung mit einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Leipzig gegen eine Schleuserbande. Die Bundespolizei soll nach Medienberichten Stunden vor dem Baum-Crash ein Amtshilfeersuchen an die Brandenburger Polizei geschickt haben mit der Bitte um Unterstützung bei der Kontrolle der Schleuser.

"Keine neuen Erkenntnisse"

Der Sprecher der Leipziger Staatsanwaltschaft, Lutz Lehmann, betonte, es gebe "keine neuen Erkenntnisse, die ich heute verkünden könnte". Die Sachverhalte würden weiter geprüft. Er bestätigte jedoch Zeitungsberichte, wonach seine Behörde gegen einen der beim Unfall Getöteten, einen 48-jährigen Vietnamesen, wegen "gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern" ermittelt habe. Bei diesem Mann soll es sich nach einem Bericht der "Märkischen Allgemeinen" um Van Ton N. halten. Dieser sei Halter und Fahrer des Autos gewesen, in dem die sechs Personen starben.

Nach Angaben einer Sprecherin des Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder) liegen bislang noch keine Ergebnisse der Untersuchung des Unfallfahrzeugs und der Befragung von beteiligten Brandenburger Polizeibeamten vor. Auch die Obduktion von vier der sechs Leichen sei nicht abgeschlossen. Die Feststellung der jeweiligen Identität der Toten werde schwierig, weil bislang beispielsweise medizinische Unterlagen oder Angehörige fehlten. Der Obduktionsbericht könnte nach Angaben eines Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft am Montag vorliegen.

Sprecherin: Brandenburger Polizei verhielt sich korrekt

Die Polizeisprecherin bekräftigte, dass der Fluchtunfall nicht auf fehlerhaftes Verhalten der Brandenburger Einsatzkräfte zurückzuführen sei. Dafür gebe es nach wie vor "überhaupt keine Hinweise". Sie betonte in diesem Zusammenhang, zwischen davonrasendem Unfallauto und den nachfolgenden Wagen der Polizei hätten 100 bis 200 Meter Abstand gelegen.

Nach Polizeiangaben wurden am Mittwoch fünf Vietnamesen in der Umgebung des Autobahnkreuzes Schönefeld aufgegriffen. Zeitungen hatten gemeldet, dass die bei dem Unfall getöteten und schwer verletzten Flüchtlinge zunächst in einem Lkw transportiert worden waren, bevor sie in den Pkw umstiegen. Der "Märkischen Allgemeinen" zufolge waren vermutlich 12 bis 20 geschleuste Vietnamesen auf dem Transporter, von denen einige flüchten konnten. Ob die entdeckten Personen dazu gehörten, werde ermittelt, sagte die Polizeisprecherin. (tso/ddp)

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