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Diese Bezirke sind Hotspots: Polizei registriert über 24.000 Fahrraddiebstähle in Berlin
Jedes Jahr werden in Berlin Zehntausende Fahrräder als gestohlen gemeldet, die Täter jedoch nur selten ermittelt. Die Grünen fordern eine eigene Ermittlungseinheit beim Landeskriminalamt.
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Opfer von Fahrraddiebstählen können sich in Berlin kaum Hoffnung machen, ihr Fahrrad wiederzubekommen. Die Aufklärungsquote lag 2024 bei 4,3 Prozent und war damit etwas niedriger als im Vorjahr. Insgesamt wurden in Berlin im vergangenen Jahr 24.209 Fahrräder als gestohlen gemeldet. Die dabei entstandene Schadenssumme lag bei 33,1 Millionen Euro. Da die Räder im Schnitt teurer werden, steigt die Schadensumme seit Jahren an, obwohl die Zahl der gemeldeten Diebstähle in etwa auf dem gleichen Niveau verbleibt.
Die meisten Fahrräder werden in der Innenstadt geklaut. Im Bezirk Mitte wurden 2024 knapp 4000 Fahrraddiebstähle gemeldet, in Friedrichshain-Kreuzberg rund 3500. Die wenigsten Anzeigen gab es in Spandau und Marzahn-Hellersdorf mit jeweils knapp über 500.
Die Zahlen gehen aus der Antwort der Innenverwaltung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus hervor. Eine Tagesspiegel-Auswertung aktueller Polizeidaten zeigt zudem, dass im laufenden Jahr bisher 4740 Räder im Wert von rund 6 Millionen Euro als gestohlen gemeldet wurden. Die Diebstähle nehmen in der Regel in den Sommermonaten zu, wenn mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sind.
Grünen-Fraktionschef Graf: „Berlin ist Hauptstadt der Fahrraddiebe“
Die Grünen-Fraktion fordert den Senat angesicht der geringen Aufklärungsquote auf, den Kampf gegen Fahrraddiebstahl zur Priorität zu machen. „Das ist kein Bagatelldelikt“, sagte Fraktionschef Werner Graf. Berlin sei die „Hauptstadt der Fahrraddiebe“, die Aufklärungsquote nannte Graf „katastrophal“. Gerade ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen seien auf teure, gute Fahrräder angewiesen, sagte Graf. „Sie trifft ein Diebstahl ganz besonders.“
Die Grünen fordern sowohl präventive als auch repressive Maßnahmen. So sollten Bezirke und Land für mehr sichere Abstellmöglichkeiten sorgen, insbesondere an Bahnhöfen, wo es häufig zu Diebstählen kommt. Um die Aufklärungsquote zu erhöhen, fordert die Fraktion, Fahrraddiebstähle innerhalb der Berliner Polizei stärker zu priorisieren. „Es ist angesichts der Zahlen eigentlich eine Minimalanforderung, dass sich eine eigene Einheit beim LKA darauf spezialisiert, den bandenmäßigen und organisierten Fahrraddiebstahl in den Fokus zu nehmen“, sagte der innenpolitische Sprecher Vasili Franco. Ziel müsse es sein, Tatmuster und Absatzwege besser zu erkennen. Franco fordert zudem eine bessere Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern.
Die Polizei hat in der Vergangenheit lediglich anlassbezogene Ermittlungsgruppen, die sich speziell mit Fahrraddiebstählen beschäftigen, gegründet. Im August wurde etwa die EG „Sattelschlepper“ gegründet, da der Verdacht eines fortgesetzten, gewerbs- und bandenmäßigen Diebstahls von hochwertigen Markenfahrrädern im gesamten Berliner Stadtgebiet bestand. Derzeit wird in diesem Kontext gegen 18 Verdächtige aufgrund von mehr als 50 Fahrraddiebstählen ermittelt.
„Eine dauerhafte Einrichtung eines ermittlungsführenden Dienstbereichs zur Bekämpfung des Fahrraddiebstahls ist nicht geplant“, teilte die Innenverwaltung in der Anfrage mit. Die Evaluation einer anderen Ermittlungsgruppe habe gezeigt, dass diese zwar erfolgreich sein können, aber „mit einem hohen Ressourcenaufwand verbunden sind“. Insbesondere der hohe Bedarf an Personal könne „nicht dauerhaft gewährleistet werden und muss mit anderen Deliktbereichen konkurrieren“.
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