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Berlin: Hühner und Enten müssen zur Blutprobe

Um mögliche Fälle von Vogelgrippe zu erkennen, bekommen Geflügelhalter ab nächster Woche Besuch vom Amtstierarzt

Berlin bereitet sich darauf vor, möglichst früh einen Ausbruch der Vogelgrippe in der Stadt zu erkennen. Geflügelhalter müssen ab Sonnabend mit einem Besuch des Amtstierarztes rechnen, der einigen Tieren Blutproben entnehmen wird. Diese werden dann auf die bedrohlichen Viren analysiert. Denn die Seuche kommt immer näher. In Fernost und Russland sind bereits Millionen Hühner, Gänse und Enten an dem Erreger verendet oder zur Eindämmung der Seuche getötet worden. Auch über 60 Menschen sind in Südostasien daran gestorben, weil sie sich durch einen besonders intensiven Umgang mit dem Geflügel infiziert hatten. Nun gab es wie berichtet auch in Rumänien und der Türkei die ersten Tiere mit Vogelgrippe, auch wenn noch nicht klar ist, ob es sich dabei um die auch für Menschen gefährliche Variante H5N1 handelt.

Ab dem 15. Oktober werden deutschlandweit in allen Geflügelzuchtbetrieben, die mehr als 100 Tiere im Freiland halten, stichprobenartig Tests auf die Vogelgrippe durchgeführt. In den folgenden zwei Monaten muss ein Veterinär mindestens einmal von jeweils 15 Tieren Blutproben untersuchen. Hintergrund ist die Befürchtung, dass Zugvögel den Erreger nach Deutschland tragen könnten.

In Berlin gebe es nur drei Betriebe, die diese Bedingung erfüllen, sagt Ansgar Aschfalk, Tierseuchenreferent in der Senatsgesundheitsverwaltung. Aber auch Zoo und Tierpark müssen Enten oder Hühner testen lassen. Am anfälligsten für die Seuche seien Wasservögel. Tauben zum Beispiel könnten das Virus dagegen nur schwer übertragen, sagt Aschfalk.

Die Betreiber der Geflügelfarm Peeter Schults in Staaken haben schon im September ihre 500 Legehennen in den Stall geholt. Normalerweise lässt man die Tiere wegen des Winters ab November nicht mehr ins Freie. Aber nach dem Ausbruch der Vogelgrippe in Russland verlegten die Züchter den Termin vor.

Gleichwohl sei die Gefahr, dass die Vogelgrippe mit Zugvögeln überhaupt nach Berlin gelange, gering, sagt Seuchenspezialist Aschfalk. Die Stadt liege abseits der Hauptflugrouten. Viel größer sei die Gefahr, dass der Erreger durch Geflügelimporte über den Flughafen Tegel eingeschleppt werde. Deshalb überwache der Zoll in Tegel, ob Geflügelprodukte eingeführt werden. So dürften zum Beispiel Eier oder unbehandelte Federn aus Fernost nicht importiert werden.

Viele Berliner sind durch die Warnungen vor einem eventuell mutierenden Vogelgrippevirus beunruhigt, der eine tödliche Epidemie auslösen könnte. Ärzte registrieren eine stärkere Nachfrage nach einer Grippeimpfung als in den vergangenen Jahren. Fachleute hoffen, dass sich ein Mensch schwerer mit einem mutierten Erreger anstecken kann, wenn das Immunsystem durch die Impfung gegen die normale Influenza gestärkt ist.

Auch der Senat hat sich auf einen solchen Ausbruch vorbereitet. Sobald eine Ansteckung von Mensch zu Mensch bewiesen sei, startet der Notfallplan. Dazu gehört die Entwicklung eines Impfstoffes. Bis der zur Verfügung steht, sollen antivirale Medikamente das Schlimmste verhindern. Berlin hat einen Vorrat für 250000 Menschen bestellt. Im Dezember wird die erste Tranche der Arznei geliefert. Weitere folgen ab Juni 2006. Erst Ende 2006 ist der Vorrat für alle Bundesländer komplett.

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