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Idomeneo-Aufführung: Durch die Sicherheitsschleuse in die Oper

Mozarts „Idomeneo“ ging gestern störungsfrei über die Bühne. Ein großes Polizeiaufgebot begleitete die Aufführung

Störungsfrei ging sie gestern Abend über die Bühne der Deutschen Oper: Die umstrittene Schlussszene aus Mozarts „Idomeneo“, wegen der die Wiederaufnahme der Inszenierung von Hans Neuenfels im September aus Sorge vor islamistisch motivierten Anschlägen abgesetzt worden war, rief lediglich einen vereinzelten Buhruf hervor. Vorsorglich zogen zwar einige Sicherheitsleute am Rand des Zuschauerraums auf, als im Schlussbild Idomeneo die abgeschlagenen Köpfe des Meeresgottes Poseidon, von Jesus und Buddha sowie des Propheten Mohammed auf Stühlen drapiert. Aber es regte sich im Publikum keinerlei Protest.

In der Deutschen Oper herrschten gestern strenge Sicherheitsvorkehrungen. Begleitet von Fernsehteams aus aller Welt war eine große Zahl Prominenter zu der Wiederaufnahme gekommen, darunter Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Innensenator Ehrhart Körting und Polizeipräsident Dieter Glietsch. Die Zahl der Journalisten überstieg die der 150 Polizisten deutlich. Ohne Störungen durch Demonstranten oder Krawallmacher begann die Aufführung mit Verspätung erst nach 20 Uhr. Grund dafür waren die intensiven Personen- und Taschenkontrollen durch Zivilpolizisten. LKA und BKA hatten acht Kontrollportale eingerichtet, wie sie von Flughäfen bekannt sind. Dort wurden Gepäck und Taschen intensiv durchleuchtet und überprüft. Die Vorstellung war nicht ausverkauft; gut 200 Plätze waren nicht besetzt.

Die Inszenierung war, wie berichtet, von Intendantin Kirsten Harms vom Spielplan genommen worden, nachdem Innensenator Körting (SPD) vor möglichen Anschlägen gewarnt hatte. Eine danach vom Landeskriminalamt erstellte Sicherheitsanalyse kam jedoch zu dem Schluss, dass keine konkrete Gefährdung der Oper oder der Mitwirkenden vorliege. Die Absetzung der Oper stieß bundesweit auf massive Kritik. Innenminister Schäuble hatte bei der Islamkonferenz im September Vertreter von Muslimen eingeladen, ihn zu der Wiederaufführung zu begleiten. Doch die waren sich nicht einig: Während der Zentralrat der Muslime absagte, kam Kenan Kolat, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, ebenso nach Charlottenburg wie der türkische Generalkonsul Ahmet Nazif Alpman. Der Regierende Bürgermeister betonte, dass die Wiederaufnahme richtig gewesen sei.

Unterdessen bezeichnete gestern der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, die Inszenierung als „religionsfeindliches Spektakel“. Meyer sagte, er habe vollstes Verständnis dafür, wenn Vertreter muslimischer Verbände nicht an der Wiederaufführung teilnehmen wollten: „Sich mit einem religionsfeindlichen Spektakel demonstrativ zu solidarisieren, ist für gläubige Menschen kein Beweis für Toleranz, sondern Ausdruck eines Mangels an Selbstachtung.“

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