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Berlin: ILA 2000: Von Jobs und Lärmopfern - Wie die Gegner und die Befürworter des Airports argumentieren

Wirtschaftsmagnet oder Umweltmonster? Am künftigen Berliner Großflughafen scheiden sich die Geister.

Wirtschaftsmagnet oder Umweltmonster? Am künftigen Berliner Großflughafen scheiden sich die Geister. Rund 30.000 neue Jobs prophezeien die einen. 200.000 Lärmopfer befürchten die anderen. Während im Rahmen der Bürgerbeteiligung beim Planfeststellungsverfahren die Gegner des Großflughafens Berlin-Brandenburg-International (BBI) mobil machen, sind die Befürworter vom Aufschwung für die Region durch den BBI überzeugt.

"Die Wirtschaft erwartet, dass weiterhin alles getan wird, um BBI bis 2007 fertigzustellen", so der Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Thomas Hertz. "Die Konkurrenz handelt, die Wettbewerber in Amsterdam oder Kopenhagen warten nicht. Seit dem Umzug von Parlament, Regierung, Verbänden, Medien und zahlreichen Unternehmen steigen die Passagierzahlen im Flugverkehr von und nach Berlin wieder deutlich an. Das bietet zunehmend Möglichkeiten für eine Erweiterung des Berliner Linienangebots". Für die IHK ist der neue Airport "Voraussetzung für die Internationalisierung des Flugverkehrs der Region Berlin-Brandenburg" und hat "Signalwirkung für den Wirtschaftsstandort".

Der Bürgerverein Brandenburg-Berlin e.V. dagegen ruft alle betroffenen Anlieger zur Klage auf. Jährlich 280 000 Tonnen Kohlendioxid werden den 200 000 Menschen in den Einflugschneisen "die Luft verpesten und ihre Gesundheit und damit ihre Lebensqualität beeinträchtigen", so der BVBB. Der Flächenbedarf für den BBI werde die Umlandgemeinden, aber auch Berlin wesentlich stärker belasten als zunächst angenommen wurde. Die Vermögenseinbußen für Privateigentümer und Wohnungsbaugesellschaften würden die Investitionssumme weit übersteigen.

Der BVBB lehnt nicht den Großflughafen, sondern den Standort Schönefeld ab. Er fordert eine Rückkehr zum ursprünglich in einer Studie zum Raumordnungsverfahren favorisierten, weiter südlich gelegenen Sperenberg. "Für einen Großflughafen mit wesentlich geringeren Risiken für den Betreiber, besseren wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten und einen Bruchteil an Betroffenen, für die Lärmschutz- und gegebenenfalls Umsiedlungsmaßnahmen finanziert werden müssen, werden sich attraktivere Finanzierungen und damit mehr Investoren finden lassen", meint Vereinssprecher Axel Maas. Verkehrstechnisch lasse sich Sperenberg darüber hinaus sehr gut mit dem Transrapid anbinden.

"Wir wollen den Flughafen in Schönefeld haben, er wird gebraucht für die Regionalentwicklung" sagt dagegen der zweite Vorsitzende des Vereins "Wirtschaft Pro Flughafen BBI", Wolfgang Lausch. Die Initiative repräsentiert rund 3500 Unternehmen mit 15.000 bis 18.000 Arbeitsplätzen in Berlin und Brandenburg, so der Professor, der zugleich Vorsitzender des Wirtschaftskreises Köpenick ist. Gleichzeitig will der Verein den Unternehmen aus der Hauptstadtregion Chancen vermitteln, etwas "vom großen Kuchen" des Airport-Baus abzubekommen, der zunächst für fünf Jahre bis zu 12.000 Menschen beschäftigen soll. Gegenwärtig wird ein Angebot zum Leistungspotenzial ausgearbeitet. Auch Lausch drückt auf das Tempo: "In Leipzig wird geflogen, hier wird noch immer geplant".

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