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Vor dem Gebäude versammelten sich mehrere Hausbewohner und linke Aktivisten.

© Julius Stockheim

Update

Im Auftrag des Eigentümers: Privater Sicherheitsdienst versucht, Wohngebäude in Berlin-Mitte zu räumen

Vom Hauseigentümer beauftragte Sicherheitsleute haben versucht, die Bewohner aus einem Wohngebäude in Mitte zu holen. Aktivisten sorgten für Gedränge, Kritik kommt von der Politik.

| Update:

Am Mittwochmorgen haben mutmaßlich von der Immobilienagentur Arcadia Estates beauftragte Sicherheitsleute Bewohner eines Wohnhauses in Berlin-Mitte aus ihren Wohnungen gedrängt. Danach hinderten sie einige der Bewohner, das Haus an der Habersaathstraße wieder zu betreten. Vor dem Gebäude, in dem auch ehemalige Obdachlose kostenfrei leben, versammelten sich ab etwa 10 Uhr rund 20 linke Aktivisten. Sie bedrängten gemeinsam mit etwa 15 Bewohnern die Sicherheitsleute, die die Haustüren versperrten. 

Die Polizei war mit zwei Einsatzbussen und mehreren Beamten vor Ort, um die Situation zu beobachten „und bei Bedarf zu intervenieren“. Das sagte ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel. Dem Vorfall war ein Rechtsstreit zwischen Wohnungseigentümer und Bewohnern vorausgegangen.

Gegen 9 Uhr war laut Hausbewohner Daniel Diekmann ein Schreiben vor die Wohnungstüren gelegt worden, unterzeichnet von der „Arcadia Estates Habersaathstraße 40-48 GmbH“, jedoch ohne Absenderadresse und Unterschrift. Das nicht adressierte Schreiben richtete sich an die Bewohner und enthielt die Aufforderung, „das Objekt umgehend zu räumen und gegebenenfalls vorhandene Schlüssel an den Sicherheitsdienst herauszugeben“. Sei das bis 10 Uhr nicht geschehen, werde der Eigentümer Warmwasser, Heizung und Strom abstellen.

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Gegen 12 Uhr ließen die Sicherheitsmänner auf Drängen der Polizisten Diekmann und weitere Personen in das Gebäude. Laut Diekmann seien die Sicherheitsleute in mehrere Wohnungen eingedrungen, hätten dort randaliert und sogar die Scheiben aus den Fenstern genommen. „Zwischendurch wurde auch das Haustürschloss gewechselt“, sagte Diekmann. Gegen 12.30 Uhr verließen die Security-Männer den Ort des Geschehens. Mehrere Bewohner verblieben im Gebäude.

Daniel Diekmann (links) und die Polizei forderten die Sicherheitsleute auf, ihn ins Wohnhaus zu lassen.
Daniel Diekmann (links) und die Polizei forderten die Sicherheitsleute auf, ihn ins Wohnhaus zu lassen.

© Julius Stockheim

Den Vorfall bestätigte am Abend auch das Bezirksamt Mitte und sprach in einer Mitteilung von „herausgerissenen Fenstern“ und „zerstörten Waschbecken“. Dies hätten Mitarbeitende des Bezirksamtes bei einer Begehung am Nachmittag festgestellt. „Zudem stellte sich heraus, dass offensichtlich in einigen Wohnungen der Strom und die Wasserversorgung unterbrochen und Haustürschlösser ausgetauscht wurden“, heißt es weiter.

„Das Bezirksamt Mitte wird den Eigentümer unverzüglich zu einem Erörterungstermin einladen beziehungsweise zur Aufklärung auffordern, um die aktuelle Situation und die vom Eigentümer beabsichtigten Zwecke zu besprechen und darauf zu drängen, alle möglicherweise rechtswidrigen Maßnahmen sofort einzustellen“, endet die Mitteilung.

Auch der stellvertretende Bezirksbürgermeister Carsten Spallek (CDU) und die Bau- und Wohnungsaufsicht des Bezirks seien am Vormittag vor Ort gewesen. Spallek habe versucht, den Eigentümer zu erreichen. Das sei ihm jedoch nicht gelungen.

Martha Kleedörfer ist wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion Berlin-Mitte
Martha Kleedörfer ist wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion Berlin-Mitte

© Julius Stockheim

Vor Ort war auch Martha Kleedörfer, Sprecherin für Wohnen, Verkehr und Ordnung der Linksfraktion Berlin-Mitte. Sie warf dem Security-Unternehmen vor, „private Wohnungen mutwillig zu zerstören und die Leute rauszuziehen“. Das sei inakzeptabel, da es in Berlin an bezahlbarem Wohnraum mangele, gerade in Mitte. „Dass der Investor hier die Leute raus haben will, damit er seinen Luxusneubau hinstellen kann, geht natürlich gar nicht“, betonte die Linken-Politikerin.

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Im August 2022 hatte das Bezirksamt Mitte Arcadia Estates den Abriss des Wohnhauses erlaubt. Die Abrissgenehmigung sei aber nach Angaben der Initiative „Leerstand Hab-ich-Saath“ bis Ende Juli dieses Jahres ausgelaufen, weshalb die Räumung rechtswidrig sei. Die Firma Arcadia Estates ließ Anfragen des Tagesspiegels am Mittwoch unbeantwortet. Die Initiative will weiter gegen den Abriss des Gebäudes vorgehen.

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