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Berlin: Im Bühnengalopp

Wenn Menschen und Pferde verschmelzen: Das Théâtre du Centaure gastiert im Admiralspalast

Morgens, wenn Camille und Manolo aufwachen, gehen sie als erstes zu ihren Pferden und schauen nach, wie es ihnen geht. Die Tiere wohnen mit ihnen Tür an Tür in einer Wagenburg im französischen Marseille. Jeden Tag trainieren sie hier viele Stunden. Die beiden Schauspieler sind Centauren-Darsteller. Das heißt, sie versuchen ihre Bewegungen so mit denen der Tiere zu verschmelzen, dass eine Art doppelter Körper entsteht. Ihre Shows werden dadurch zu einer Mischung aus Tanz und Theater mit Pferden und Menschen. „Théâtre du Centaure“ heißt dieses 1989 gegründete Projekt, mit dem sie schon „Die Zofen“ und „Macbeth“ aufgeführt haben.

Jetzt haben sie ein neues Stück entwickelt: „Cargo“. Am 10. April gastieren sie damit im Berliner Admiralspalast. Die Inszenierung spielt in einem Industriehafen zwischen Afrika und Europa und erzählt von drei Centauren, die hier leben: Hauptdarstellerin Hélène (Camille und Friesenhengst Graal) träumt davon, ihre Arbeit im Café aufzugeben und ihre Heimat zu verlassen. Ihr Bruder Yvan (Manolo und Lusitano-Hengst Yudishtira) will das verhindern. Er ist gleichzeitig ein Maschinen-Centaur, der zum Kran geworden ist und Frachtschiffe be- und entlädt. Doch dann kommt Daoud (David und Esel Koko). Der illegale Einwanderer lernt Hélène kennen und erzählt ihr von der weiten Welt. Am Ende gibt es ein großes Finale, in dem die Centauren wild über die Bühne galoppieren. Weil im Hintergrund immer wieder Projektionen eingeblendet werden, vermischen sich Film- und Theaterszenen miteinander. Als „Nouveau Cirque“ wird dieser Wechsel zwischen Illusion und Realität auch bezeichnet.

Die drei Schauspieler haben sich zusammen mit ihren Pferden in Marokko vorbereitet. „Wir müssen so hart trainieren wie Tänzer, inklusive Aufwärm- und Dehnübungen“, sagt Schauspieler Manolo. Dabei sei es besonders wichtig, auf die Charaktere der Tiere einzugehen. „Während der Friesenhengst ruhig ist, verhält sich mein Lusitanohengst oft nervös. Der Esel ist dagegen wiederum sehr verspielt“, sagt Manolo. Er meint, dass die Show ein zentrales Problem der Menschen aufgreift: „Wir stehen doch oft vor dem Problem, ob wir bleiben oder gehen sollen“ Auch in Berlin wollen Camille und Manolo bei ihren Pferden schlafen – in einem Wohnwagen, hinter dem Admiralspalast.

Cargo, Admiralspalast Berlin, 10. bis 13.April, jeweils 20 Uhr. Tickets zwischen 19 Euro und 53 Euro: 47997499 und an allen bekannten VVK-Stellen. www.cargo- theater.com.

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