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Berlin: Im Zwielicht: Vorwürfe gegen Betreiber von Straßenlampen

Kaum werden die Nächte länger, verursacht Berlins Straßenbeleuchtung wieder einmal Ärger. Das Verhältnis zwischen der Firma AT.

Kaum werden die Nächte länger, verursacht Berlins Straßenbeleuchtung wieder einmal Ärger. Das Verhältnis zwischen der Firma AT.Lux, die im Auftrag der Bezirke die Straßenbeleuchtung betreibt, und dem Auftraggeber ist gestört. Experten werfen der Firma vor, ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht zu erfüllen. Sie soll leistungsschwächere Glühbirnen verwenden als vereinbart und die Gaslaternen unzureichend warten.

Eine für Donnerstag angesetzte Pressekonferenz von AT.Lux, auf der die Tochterfirma von Alba und Thyssen über die Erfahrungen nach einem Jahr Vertragslaufzeit berichten wollte, wurde kurzfristig abgesagt. Offizielle Begründung: technische Schwierigkeiten. Doch dahinter stecken offenbar handfeste Probleme. So soll AT.Lux in elektrische Straßenlaternen Glühbirnen mit zu geringer Leistung eingebaut haben. Bei rund 180 000 Lampen eine erhebliche Kostenersparnis für die Firma. Auch bei den Gaslaternen gebe es Probleme, heißt es aus der zuständigen Verwaltung. So habe AT.Lux zu wenige der sehr speziellen und damit teuren Ersatzteile auf Lager. Reparaturen würden deshalb nicht in der Form durchgeführt wie vom Land erwartet. Die Zahl der Beschwerden über nicht funktionierende Laternen steige stetig.

Fachleute glauben, dass AT.Lux bei der Übernahme des Auftrages vor einem Jahr die erheblichen Belastungen falsch einschätzte und nun die Kosten drücken will, damit sich das Geschäft doch noch lohnt. AT.Lux weist den Vorwurf, leistungsschwächere Leuchtmittel in die Laternen einzubauen, zurück. Alba-Sprecher Axel Bahr: "Es gibt keinerlei Anweisung, so etwas zu tun."

Zum Juli 2000 hatte das Land aus Kostengründen den Betrieb der elektrischen Straßenlaternen von der damals städtischen Bewag auf die AT.Lux übertragen. Vor knapp einem Jahr kam dann noch der Auftrag zur Wartung der rund 44 000 Gaslaternen hinzu. Immer wieder gab es nach der Privatisierung Beschwerden von Berlinern, besonders über defekte Gaslaternen. Diese seien in der Wartung wesentlich anspruchsvoller als die elektrische Straßenbeleuchtung und wesentlich anfälliger, sagt Bahr. "Wenn immer gleich ein Handwerker losfahren würde, wäre das zu teuer." Aber innerhalb von zehn Werktagen seien defekte Laternen repariert.

Bahr bestätigt, dass die Störungsmeldungen aus der Bevölkerung zugenommen haben. "Im Oktober waren es 2800 Meldungen, ein Anstieg gegenüber den Sommermonaten um 40 Prozent." Das sei aber jahreszeitlich bedingt. Der Sprecher räumt Versorgungsengpässe bei Ersatzteilen ein. "Die Berliner Gaslaternen sind weltweit einzigartige Typen, da fehlt in Ausnahmefällen auch mal etwas." Man müsse aber auch die enorme Entlastung des Berliner Haushaltes seit der Privatisierung sehen. Als die Straßenbeleuchtung noch in städtischer Regie war, habe das 50 Millionen Mark im Jahr gekostet. "Wir machen das für 19,4 Millionen."

Für kommenden Montag haben AT.Lux und das Bezirksamt Mitte ein klärendes Gespräch vereinbart. Aus diesem Grunde hatte der Bezirk der Firma die anberaumte Bilanzpressekonferenz untersagt. "Wir waren von der Veranstaltung vorher nicht unterrichtet worden", sagt der Baustadtrat von Mitte, Dirk Lamprecht. Das Bezirksamt Mitte ist stellvertretend für alle Bezirke für die Berliner Straßenbeleuchtung zuständig.

Jetzt sollen die Bürger helfen

Bitte melden: Defekte Glühbirnen und Gaslaternen vor der Haustür

Rund 150 Jahre war die städtische Gasag für die Gaslaternen verantwortlich, später übernahm die Bewag die Wartung der elektrischen Beleuchtung. Doch seit der Übergabe an den privaten Investor kamen die Straßenlaternen immer wieder ins Gerede.

So klagten Mitbewerber von AT.Lux, sie seien von der damals zuständigen Senatsbauverwaltung benachteiligt worden. Dann häuften sich die Beschwerden über die Wartung besonders der Gaslaternen. AT.Lux machte dafür die Bewag/Gasag verantwortlich, die keine genaue Übersicht über die Standorte übergeben habe. Doch inzwischen seien alle 44 000 Gaslaternen "durchgewartet". Nun setzt die Firma auf die Hilfe der Bevölkerung. Unter der Telefonnummer 4090 2220 nimmt sie Störmeldungen entgegen.

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