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Berlin: Immer weniger Berliner melden sich krank

DAK-Gesundheitsbericht: Die Hauptstadt bleibt trotz des Rückgangs bei Fehltagen an der Spitze im Bundesgebiet. Psychische Störungen nehmen zu

Die Berliner sind im vergangenen Jahr deutschlandweit im Schnitt am längsten krank gewesen, obwohl der Krankenstand in der Hauptstadt im Vergleich zu 2003 am stärksten von allen Bundesländern gesunken ist. Dies ist das Ergebnis des am Dienstag vorgestellten Gesundheitsreports 2005 der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK). Die Kasse ist mit bundesweit rund 6,5 Millionen Versicherten die zweitgrößte Ersatzkasse. In Berlin hat sie 215 000 Versicherte, davon rund 100 000 Erwerbstätige.

Im vergangenen Jahr waren an einem Arbeitstag in Berlin durchschnittlich 4000 DAK-versicherte Arbeitnehmer krank – die meisten davon in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen –, das entspricht einer Quote von 4 Prozent. Vor einem Jahr waren das noch 0,5 Prozentpunkte mehr. Im Bundesdurchschnitt der DAK lag dieser Wert 2004 bei 3,2 Prozent. Das heißt nicht, dass besonders viele Berliner arbeitsunfähig waren, sondern besonders lange. Nach durchschnittlich 13,4 Tage meldete sich ein Kranker zurück, fast zwei Tage später als im Bundesdurchschnitt.

Dabei bleiben immer mehr Menschen wegen psychischer Störungen wie Depressionen oder Angstattacken zu Hause – in Berlin jeder achte Krankgeschriebene. Auch das ein Spitzenwert, denn bundesweit ist es nur jeder zehnte. Mittlerweile steht die Diagnose auf Platz vier der häufigsten Gründe für DAK-Versicherte, sich krankschreiben zu lassen. Bei der Techniker-Krankenkasse (TK), die jetzt ebenfalls ihren Gesundheitsbericht vorlegte, rangierten psychische Störungen hinter den Erkrankungen des Bewegungsapparates bereits auf Platz zwei. Sie verursachten jeden sechsten Fehltag bei Berliner TK-Versicherten. Die Kasse hat 348 000 Versicherte in der Stadt.

Der Anstieg bei den psychischen Erkrankungen sei besorgniserregend, sagt DAK-Landeschef Herbert Mrotzeck. Die Gründe für den Anstieg psychischer Erkrankungen seien vielfältig: die zunehmende Isolation am Arbeitsplatz, die Angst um den Job und auch der Zeitdruck in der modernen Arbeitswelt. Außerdem würden psychische Störungen von den Ärzten immer besser erkannt.

Dem widerspricht Burghard Klapp, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik an der Charité. Bei immer noch viel zu vielen Patienten vermuteten die Ärzte zum Beispiel hinter Magen-Darmbeschwerden oder Herzproblemen körperlich Ursachen, obwohl oft Depressionen oder Angstzustände dahinter stünden. Auf der anderen Seite gebe es auch Arbeitnehmer, die sich lieber mit einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig meldeten, um so einer Kündigung zu entgehen, sagt Klapp. „Aus blanker Angst vor dem sozialen Abstieg.“

Die Senatsgesundheitsverwaltung hat einen Wegweiser „Psychiatrie in Berlin“ aufgelegt, der Betroffenen, Angehörigen und Ärzten einen Überblick über das Angebot psychiatrischer Hilfen in Berlin gibt. Die Broschüre kann unter der Fax-Nummer 9028 2056 bestellt oder im Internet unter www.berlin.de/sengessozv/psych/index.html heruntergeladen werden.

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