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© dpa

Immobilien: Baupreise im Aufschwung

632 Millionen werden verteilt. Die meisten Projekte aus dem Konjunkturpaket sind in Arbeit – und manche werden plötzlich teurer.

Bei der Premiere im April war das Wetter schöner, aber die Laune ist auch jetzt noch gut: Am Donnerstag hat Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zum zweiten Mal zu einer Bustour durch die Stadt geladen, um zu zeigen, was das Geld aus dem Konjunkturpaket II des Bundes möglich macht. Insgesamt sind 632 Millionen Euro zu verteilen; ein Viertel davon steuert das Land bei. Die Stadtentwicklungsverwaltung kann allein 60 Millionen verbauen. Rund 40 Prozent der Aufträge seien bereits vergeben; „die Mittel kommen in der Bauwirtschaft an, wir sind im Zeitplan“, sagt Lüscher.

Der Bus hält an der Deutschen Oper, die mit knapp 6,6 Millionen Euro zu den größten Profiteuren gehört. „Wir freuen uns, dass wir mit dem Konjunkturpaket auch was Schönes machen können“, sagt Lüscher, als sie im Foyer steht. Dort ist bereits die Beleuchtung fertig, so dass die strukturierten Natursteinwände jetzt viel plastischer wirken und die Garderoben nicht mehr so funzelig beleuchtet sind. Dabei spart das neue Licht so viel Energie, dass jährlich 30 Tonnen CO2 vermieden werden. Die 2010 anstehende Dachsanierung soll diesen Effekt verdoppeln.

Doch nicht jedes Konjunkturprojekt strahlt in ungetrübtem Licht: Hermann- Josef Pohlmann, Referatsleiter Projektmanagement, berichtet von teils drastisch gestiegenen Preisen: „Einzelne Angebote sind doppelt so teuer, wie wir aufgrund unserer Erfahrung geschätzt haben.“ In vier Fällen habe man Arbeiten nicht vergeben, sondern neu – und diesmal überregional – ausgeschrieben. Dabei waren die Ausschreibungsgrenzen fürs Konjunkturpaket extra angehoben worden, um die Vergabe zu beschleunigen. Pohlmann berichtet von einem Fall, in dem von 14 eingeladenen Firmen nur zwei Angebote abgegeben hätten – und obendrein arg teure. Jetzt schreibe man den Auftrag überregional aus und hoffe auf 30 bis 50 potenzielle Bieter.

Diese Zwischenbilanz lässt für 2010 Schlimmes ahnen. Denn noch am Dienstag erklärte der Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg, dass die Auftragslage sich erst seit August dank der Konjunkturpakete deutlich zu bessern beginne.

Vereinzelt sind Projekte wegen ausufernder Kosten bereits ins Stocken geraten – etwa der Neubau einer Mensa in Spandau und eine Schulsanierung in Mitte. Doch bislang scheint es sich um Einzelfälle zu handeln, wie die fürs große Ganze verantwortliche Finanzverwaltung mitteilt: Die Gesamtzahl der Berliner Projekte sei von 820 auf 798 gesunken. Aber nicht alle der 22 „verschwundenen“ Vorhaben seien gestrichen worden. Manche habe man mit anderen Projekten zusammengelegt. Insgesamt seien 730 Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von 626 Millionen Euro bereits in Angriff genommen worden – also zumindest vorbereitet oder ausgeschrieben. Die Bauarbeiten beginnen meist erst nach dem Winter und sollen spätestens Anfang 2011 abgeschlossen sein.

Ein solcher Fall ist die Sporthalle an der Malmöer Straße in Prenzlauer Berg, vor der der Bus jetzt stoppt. Die alte Halle wird abgerissen, die neue – vom Friedenauer Architekturbüro Haberland binnen weniger Wochen entworfene – wird doppelt so groß und verbraucht nur noch halb so viel Energie. Gut, der erst vor zwei Jahren angelegte Park ringsum wird zum Verdruss der Anwohner in Mitleidenschaft gezogen, aber dafür soll die neue Halle auch länger für Freizeitsport geöffnet sein als die alte.

Um den Fortgang der Projekte zu koordinieren, trifft sich regelmäßig eine Steuerungsrunde aus den beteiligten Verwaltungen. Lüscher hat dank des Geldregens einen Motivationsschub in der Verwaltung beobachtet. Damit sich jeder von den Fortschritten überzeugen kann, werden die Projekte jetzt auch online präsentiert.

Der Bus ist beim Bauhausarchiv am Lützowplatz angekommen. Die neue Klimatechnik dort halbiert nicht nur die Betriebskosten, sondern holt das Haus in die internationale Liga zurück: Vorher, erzählt die Chefin, habe man keine teuren Leihgaben mehr von anderen Museen erhalten: Die Luft sei einfach zu schlecht gewesen.

Die Konjunktur-Projekte online: www.stadtentwicklung.berlin.de

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