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Berlin: Inline-Skating: Mini-Roller sind auch was für Angsthasen

Ivana Trump tut es in St. Tropez, in deutschen Städten tun es Banker in Anzügen oder Hausfrauen in Kittelschürze: Sie flitzen mit Mikrorollern, die auch oft (Micro-) Scooter oder Kickboards genannt werden, über die Bürgersteige.

Ivana Trump tut es in St. Tropez, in deutschen Städten tun es Banker in Anzügen oder Hausfrauen in Kittelschürze: Sie flitzen mit Mikrorollern, die auch oft (Micro-) Scooter oder Kickboards genannt werden, über die Bürgersteige. Das Auftauchen dieser Fortbewegungsgeräte hat eine Modewelle ausgelöst.

Aber Achtung: Scooter ist nicht gleich Kickboard. Sascha Polke, Store-Manager des Fachgeschäfts "kickstore" in der Rosenthaler Straße in Mitte gibt zu bedenken, dass "Kickboards von der Firma K 2 hergestellt sind". Sie haben vorne zwei Räder, ein flexibles Board, "das breiter ist als das der anderen Roller, damit man mit beiden Füßen drauf stehen kann". Außerdem hat das Kickboard einen "Joystick" als Lenker, ohne Mittelstange. "Das hat den Vorteil, dass man die Stange nur mit einer Hand festzuhalten braucht und in der anderen Hand beispielsweise eine Kippe halten kann", sagt der Trendsportler. In seinem Fachgeschäft führt er das zusammenklappbare und 499 Mark teure Modell "Pro Kick". "Es gibt zahlreiche andere Mikro-Roller, die billiger sind. Viele Firmen haben sich im wahrsten Sinne des Wortes als Trittbrettfahrer betätigt und konnten sich somit am Boom, den K2 ausgelöst hat, beteiligen", erzählt der Fachmann. Allerdings ist die Billig-Variante nur mit zwei Rädern ausgestattet, so wie der klassische Kinderroller. Dadurch ist das Gefährt instabiler als das dreirädrige Kickboard.

Schon vor etwa vier Jahren wurde Sascha Polke der damals noch unbekannte Mikro-Roller zum Test angeboten. "Er wurde als Kracher aus den USA beschrieben, aber nachdem ich ein bisschen damit herumgefahren war, habe ich nur gelacht, weil das Ding sofort kaputt gegangen ist", sagt er. Dass das Gefährt dann seit dem vergangenen Sommer doch eine solche Nachfrage ausgelöst hat, erklärt sich Polke damit, dass das Konzept geändert wurde. Man habe die Mikro-Mobilität betont, denn "das Ding hat ja null Fitness-Charakter. Seitdem boomt der Roller". Übrigens stammt der Mikro-Roller nicht aus den USA. Denn Erfinder ist der Berliner Sieghard Straka. Er baute den ersten so genannten "Ciro" (für Cityroller).

Der "Ciro" und andere Mikro-Modelle lassen auch bei Karstadt Sport an der Joachimstaler Straße nahe dem Kurfürstendamm den Rubel rollen. "Wir haben Modelle in der Preisklasse von 150 bis 599 Mark", sagt Helko Havemann, Verkäufer in der Trendsportabteilung. In seinem Haus seien in diesem Jahr schon etwa 4000 Stück über die Ladentheke gegangen. "Wir könnten noch viel mehr verkaufen, wenn die Firmen mit der Produktion hinterherkommen würden", sagt er.

Ähnliches ist in der Woolworth-Filiale in der Potsdamer Straße in Tiergarten zu hören. Die zusammenklappbaren Mikro-Flitzer für 169 Mark waren nach zwei Tagen ausverkauft. Anfang September soll es aber Nachschub geben. Wer bis dahin nicht warten will, kann für 99 Mark in den Läden von "Strauss Innovation" Schwung holen: Dort steht von heute an der "City Roller" mit zwei Rollen, und natürlich zusammenklappbar. "Wir bringen den Trend nach Berlin", sagt Katja Fiebig, Mitarbeiterin der Werbeabteilung von Strauss. Im Ruhrgebiet wimmle es auf den Straßen nur so von den silbrigen Dingern. "In Berlin sind die noch seltener." Das könne, so mutmaßt Fiebig, an den größeren Entfernungen in der Hauptstadt liegen. Hier komme man eben mit einem der üblichen fahrbaren Untersätze besser voran.

Die winzigen Tretroller erfreuen sich wohl auch aus anderen Gründen zunehmender Beliebtheit: Mit ihnen ist man zwar nicht so schnell wie auf Inline-Skates, aber dafür fühlt man sich sicherer. Weniger Tempo, weniger Gefahr. Um mit einem Jogger mithalten zu können, müsse man sich schon anstrengen, sagt Herbert Noll von Stiftung Warentest, bei der einige Geräte geprüft wurden. Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "test" berichtet zu Beispiel über vier Markenroller. Noll gibt Entwarnung an alle Angsthasen: Bei durchschnittlich 15 Kilometern in der Stunde müssen man sich nicht zwingend mit Protektoren wappnen. Wenn es brenzlig werde, könne der Rollerfahrer schnell vom Brett springen und "hat sofort festen Boden unter den Füßen - und keine Rollen wie die Inline-Skater.

Im Testbericht kommt das nüchtern-analytische Blatt so richtig in Fahrt und schildert Rollversuche im Redaktionsflur. Das Ergebnis des Spritztouren: "Die Mini-Tretroller machen Spaß". Auf kurzen Wegen seien die Lifestyle-Spielzeuge eine echte Alternative zum Fahrrad. Von längeren Fahrten und Steigungen raten die Tester jedoch ab: zu anstrengend. Und eine Warnung gibt es am Ende doch noch: Gefälle sollte der Rollerfahrer meiden.

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