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Berlin: Insolvenzverwalter zieht ins Hotel Berlin

Die „Blue Band“-Kette ist pleite. Doch am Lützowplatz soll es vorerst weitergehen

Sie hatten sich nichts Schlimmes gedacht, als sie am Abend im Hotel Berlin zusammengerufen wurden. Die schlechte Nachricht traf die Mitarbeiter völlig unerwartet: Die „Blue Band Hotels“ sind pleite. Am Mittwoch hat die Gruppe beim Amtsgericht Charlottenburg für vier ihrer Berliner Häuser Insolvenz angemeldet, darunter das Hotel Berlin am Lützowplatz. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter der 3- und 4-Sterne-Hotels mit rund 500 Mitarbeitern wurde der Berliner Rechtsanwalt Peter Leonhardt ernannt. Die Gäste sollen von der Pleite aber nichts zu spüren bekommen: Sie können jedes der 2750 Betten weiterhin buchen. „Wir werden den Betrieb sanieren, um ihn auf eine tragbare Basis zu bringen“, kündigt Christian Köhler-Ma aus der Kanzlei an.

Mit dem Hotel Berlin trifft es ein geschichtsträchtiges Haus. Es war nach dem Krieg als erster großer Hotelneubau im Westen der geteilten Stadt 1958 zunächst mit 225 Zimmern eröffnet worden. Der Erste, der im Gästebuch viel Erfolg wünschte, war Willy Brandt, es folgten General Lucius D. Clay, Mario Adorf, Gert Fröbe, Caterina Valente, Bill Ramsey, Theodor Heuss… 1993 erwarb die Grande Dame der Berliner Hotelbranche, Sylva Franke, das Haus am Lützowplatz. Sie ist Geschäftsführerin der „Blue Band Hotels“, zu denen in Berlin auch das Mark Hotel, das Mark Apart, das Plaza und das City Park Hotel in Frankfurt (Oder) gehört. Das Hotel Excelsior ist als einziges Haus des Unternehmens nicht von der Insolvenz betroffen.

Die Leute an der Rezeption, die Pagen und Zimmermädchen erwischte die Nachricht kalt. „Die Hotels als solche laufen doch“, sagt Vertriebsdirektor Hans-Joachim Karutz. Auch, wenn die Nachfrage seit dem Jahr 2000 stagniere. Auch, wenn die Konkurrenz immer größer werde. Auch, wenn viele Tagungen und Konferenzen zu den Hotels in Mitte abwanderten. Karutz ist sich sicher: „Der Markt hat uns nicht das Genick gebrochen.“

Woran es dann lag, vermag auch der Insolvenzberater noch nicht zu sagen. „Wir haben den Fall schließlich erst seit 24 Stunden“, sagt Köhler-Ma. Aber selbst er blickt recht optimistisch in die Zukunft, glaubt, dass alle Häuser gerettet werden können. Gescheitert seien die „Blue Band Hotels“ an Bankverbindlichkeiten, die durch den regulären Betrieb nicht mehr zu decken gewesen seien. Vor dem Gang zum Amtsgericht seien außergerichtliche Sanierungsverhandlungen gescheitert. Ob die Mitarbeiter jetzt eine Kündigungswelle zu befürchten haben, ist laut Köhler-Ma noch offen. Ungeklärt ist auch, ob die Hotels später verkauft werden. „Für solche Einschätzungen ist es einfach noch zu früh.“

Die Hotel-Angestellten setzen jetzt auf das Prinzip Hoffnung. „Dafür dass die Hotels erhalten bleiben, werden wir alles in die Waagschale werfen“, sagt Karutz.

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