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Berlin: Intifada im Klassenzimmer: Jugendlicher palästinensischer Herkunft bedrohte Lehrer mit Elektroschocker

Der Konflikt im Nahen Osten zwischen Israelis und Palästinensern führt auch in Berlin zu aggressiven Auseinandersetzungen. In einer Schule in Tiergarten wurde Anfang November ein Lehrer im Unterricht von einem damals 17-Jährigen palästinensischer Herkunft attackiert.

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Der Konflikt im Nahen Osten zwischen Israelis und Palästinensern führt auch in Berlin zu aggressiven Auseinandersetzungen. In einer Schule in Tiergarten wurde Anfang November ein Lehrer im Unterricht von einem damals 17-Jährigen palästinensischer Herkunft attackiert. Der Jugendliche war vermummt mit einem Begleiter in den Klassenraum eingedrungen und bedrohte den Lehrer mit einem Elektroschocker, um ihn zu Äußerungen wie "alle Christen und Juden sind Bastarde" zu zwingen. Gegen den inzwischen volljährigen Mann läuft jetzt ein Ermittlungsverfahren wegen Nötigung und Bedrohung.

In einem Schreiben an das Landesschulamt bezeichnete die Schulleitung die Bedrohung des Kollegen "als vorläufigen Höhepunkt in einer Reihe von Vorfällen". Der Name der Schule ist dem Tagesspiegel bekannt, wird aber auf Wunsch der Schulleitung nicht genannt - der betroffene Kollege habe ein besonderes Schutzbedürfnis, außerdem sei die Situation nach wie vor unberechenbar. Die Polizei hat inzwischen die Ermittlungen abgeschlossen und die Akte der Staatsanwaltschaft übergeben. Nach Informationen des Tagesspiegels hat der aus Neukölln stammende junge Mann, der kein Schüler dieser Schule ist, die ihm zur Last gelegte Tat teilweise gestanden.

Vor dem Angriff ist der Mann bereits wegen gefährlicher Körperverletzung, Raub, räuberischer Erpressung und Sachbeschädigung aufgefallen. Die Verfahren wurden jedoch alle eingestellt. Der Mann soll von einer Schülerin, die der Klasse verwiesen worden war, per Handy in die Schule gerufen worden sein. Zuvor war über Palästina im Unterricht gesprochen worden. Das Mädchen musste inzwischen die Schule verlassen. Der Lehrer nahm am Tag nach dem Vorfall wieder den Unterricht auf, um zu zeigen, dass die Schule nicht erpressbar ist.

Aus Sicht der Schulleitung zeigt der Fall, dass weitere Ordnungmaßnahmen notwendig sind. Beispielsweise müsse man Schüler vorübergehend von der besuchten Schule ausschließen und zwangsweise an eine andere Schule umsetzen können, um Lehrer und Schüler zu schützen, aber auch Grenzen aufzuzeigen. Auch müsse das Schulgesetz es zulassen, dass es "unbeschulbare" Schüler gibt, die andere Formen der Betreuungen brauchen. Zudem wird die Schule Sicherheitsmaßnahmen ergreifen: "Und die muss das Landesschulamt bezahlen."

Schulrätin Margit Boekhoff nannte den Vorfall "erstmalig". Gleichwohl schlage sich der internationale politische oder religiös-motivierte Extremismus auch in den Berliner Schulen nieder. "Die Jugendlichen spielen das im Kleinen durchaus aus", sagte Boekhoff. "Die Krisenherde in aller Welt spiegeln sich wider", sagte auch Bettina Schubert, Gewaltexpertin beim Landesschulamt. Dies treffe auf die Nahost-Krise genauso zu wie zuvor auf den türkisch-kurdischen Konflikt. So habe vor einem halben Jahr ein palästinensischer Jugendlicher bei einem Besuch des KZ Sachsenhausen die Pfähle, an denen Menschen gefoltert worden sind, bespuckt und gerufen: "Ich bin dafür, dass alle Juden vergast werden."

Ein anderer Fall ereignete sich laut Schubert in einer Grundschule. Dort wurden im Unterricht Flaggen vorgestellt, dabei zerrissen Schüler die israelische Fahne. In manchen Elternhäusern hingen Plakate aus dem Bürgerkrieg, auf denen zum Hass gegen Juden aufgerufen wird, sagte Schubert. Den Schulen rät die Gewaltexpertin dazu, sofort deutlich zu machen, dass jede Art von Entwertung - auch nur verbaler - nicht tolerierbar ist: "Hier beginnt schon die Gewalt."

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