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ITB: Der Kongress tanzt – und zahlt

Die Tourismus-Fachleute lassen diese Woche die Kassen klingeln. Berlin ist mit Fachmessen und Kongressen erfolgreich. Das freut auch Hotels und Taxifahrer.

Wenn in der Stadt Geld verdient wird, merkt der Berliner das oft nur daran, dass er nicht mehr so leicht ein Taxi bekommt. 100 000 Fachleute aus 186 Ländern etwa kommen diese Woche zur weltgrößten Tourismusmesse nach Berlin. Neben bekannten Traditionsmessen wie der „Grünen Woche“ oder der Funkausstellung  haben sich eher unbemerkt von den Berlinern – weil nur für Fachbesucher geöffnet – einige Spezialisten-Treffpunkte wie die „Innotrans“ oder die „Fruit Logistica“ zu Großveranstaltungen entwickelt: Zur letzten Schienenfahrzeugausstellung „Innotrans“ im September 2008 kamen 85 000 Fachleute, zur internationalen Obstproduzenten-Schau Anfang Februar reisten 50 000 Experten an. Alle haben mehrere Tage in Berlin übernachtet, fast alle fahren mit dem Taxi zum Messegelände, besuchen Clubs und frequentieren die besseren Restaurants. Das Gleiche gilt für das immer wichtiger werdende Kongressgeschäft.

Mittlerweile ist Berlin nach Wien die zweitwichtigste Kongressstadt der Welt, seit 2006 wurden Singapur, Paris und Barcelona überholt – und die Tourismus- Marketing-Gesellschaft BTM strebt Platz Eins an. Im Jahr 2008 gab es 104 600 Veranstaltungen mit 8,2 Millionen Teilnehmern, errechnete die BTM; auch das ist neuer Rekord. Die Messegesellschaft machte mit 200 Millionen Euro knapp 40 Prozent mehr Umsatz als 2007. Stolz verweist Messechef Raimund Hosch auf die 1, 2 Milliarden Euro, die die 2,2 Millionen Messebesucher im Jahr 2008 ausgegeben haben – für Taxis, beim Einkaufsbummel und in Hotels.

„Messen sind für uns die Adrenalinspritze“, sagt Detlev Freutel vom Taxi-Verband – Hoteliers, Kneipenwirte und Tourismusmanager unterschreiben diese Aussage. An der Spitze der Einnahmen stehe mit Abstand die ITB, sagt Freutel: „Die Tourismus-Branche hat noch Geld. Die hauen rund um die Uhr auf den Putz.“ Sprich: Von der Messe geht es zum Abendessen, dann in einen Club, dann ins Hotel, und das alles mit dem Taxi. Publikumsmessen wie die Grüne Woche lohnen dagegen weniger, „da bringt ein Ärztekongress mit 10 000 Medizinern und 10 000 Ehefrauen mehr“, sagt Freutel .

Bei der Mittwoch beginnenden Tourismusmesse werden 100 000 Fachbesucher erwartet – die rechnerisch 100 000 Hotelbetten füllen. Da es aber in Berlin deutlich weniger Zimmer gibt, profitieren von großen Messen mittlerweile auch Potsdam oder selbst Wolfsburg - eine ICE-Stunde entfernt. „Wir sind an einigen Tagen ausgebucht“, sagte zum Beispiel Interconti-Sprecherin Türkan Arikan. Auf dem zweiten Platz sieht das Interconti die Modemesse „Bread and Butter“, die von Barcelona nach Berlin zurückgekehrt ist. Erstmals werden im Juli 80 000 Fachbesucher im Flughafen Tempelhof erwartet, nach Berechnungen der BTM werden sie an jedem Messetag 20 Millionen Euro ausgeben. Auch Taxichef Freutel sieht die „Bread and Butter“ nach der ITB auf dem zweiten Platz der Geldbringer. Der neue BTM-Chef Burkhard Kieker hatte sie euphorisch als „Geschenk des Himmels“ bezeichnet. Wie berichtet, haben auch die billigen Berliner Hotels die Abwerbung ermöglicht. Denn in Barcelona kostet ein Zimmer locker das Doppelte als an der Spree. Andere „teure“ Städte wie London oder Paris verzeichneten 2008 bis zu 20 Prozent weniger Touristen. Berlin dagegen feierte mit plus vier Prozent trotz beginnender Krise das fünfte Rekordjahr in Folge und hofft, 2009 mit „ein paar Schrammen“ davonzukommen.

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