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Sozialstube.

© dapd

Berlin: Jäger hinterm Herd

Montag eröffnet Fernsehkoch Christian Rach in Mitte seine Restaurantschule  Gestern wurde schon mal gefeiert – und der neue Name des Lokals verraten.

Nein, das Restaurant wird nicht auf Dauer „Rachs Restaurantschule“ heißen, das ist nur fürs Fernsehen. „Roter Jäger“ ist der offizielle Name, nach der Jägerstraße, klar, und rot, weil das Rach-Logo auch rot ist. Gegenüber liegt eine Baugrube, ein paar Schritte hin zum Gendarmenmarkt liegt das „Vau“, keine Konkurrenz, denn hier, in der ehemaligen Sat-1-Kantine, wird es schlicht zugehen. In der Nacht zu Freitag fand dort die erste Party statt – Moritz Bleibtreu feierte mit seiner Crew die Premiere des Thrillers „Die vierte Macht“ –, am Montagabend wird eröffnet, und dann dürfen die normalen Gäste kommen, mittags und abends.

Ist es Realität oder ist es Fernsehen? Die Journalisten, die am Mittwoch erste Häppchen probierten, sind zwangsläufig auch Teil der späteren Sendungen, die ab 16. April ausgestrahlt werden. Dann werden die Kameras eingepackt, der „Rote Jäger“ muss sich selbst tragen – kein Selbstläufer angesichts der Tatsache, dass so gut wie alle Mitarbeiter ungelernt sind und ausgewählt wurden aus einer Gruppe, „die am ersten Arbeitsmarkt keine Chance hatte“, wie Rach es formuliert. Kein Schulabschluss, Hartz IV, kaputte Familie, womöglich straffällig – und nun im täglichen Restaurantgeschäft.

Die erste Staffel der „Real-People-Doku“ aus Hamburg erreichte vor zwei Jahren im Schnitt 5,13 Millionen Zuschauer und gewann den Deutschen Fernsehpreis. Daraus entstand das Restaurant „Slowman“, das nach Rachs Angaben erfolgreich weiterläuft. So soll es nun auch in Berlin funktionieren. Es gibt einfache internationale Gerichte wie Linsensuppe mit Kreuzkümmel, Caesar’s Salad oder Hähnchen-Tandoori ab etwa vier Euro. „Alles frisch“, verspricht Rach, „wir machen alles selber, in ein paar Wochen wahrscheinlich auch das Brot.“

Das Konzept der ersten Sendung wurde weiterentwickelt. „Wir haben gelernt“, sagt Rach. Beispielsweise, dass es nicht sinnvoll ist, die Teilnehmer in einer WG unterzubringen und dort ungebremster Gruppendynamik auszusetzen. Ausgesiebt wird dennoch, es wird Gewinner und Verlierer geben – nur eben keine Fernsehstars. „Wir haben hier keine Castingshow“, sagt Rach, der sehr deutlich betont, dass er mit diesem Konzept nicht nur TV-Unterhaltung produzieren, sondern auch eine Lücke im Ausbildungssystem schließen wolle. Kritik am Scheitern vieler Kandidaten weist er zurück: „Mag sein, dass es nur die Hälfte schafft, aber das ist viel besser als gar keiner.“

Deshalb hat das Restaurant nicht nur Gasträume auf zwei Ebenen, sondern auch zwei Küchen sowie einen Schulungsraum. Die Ausstattung ist professionell, aber nicht verschwenderisch – oben hängt eine Garderobe vom Trödel mit Goldknöpfen wie bei Tante Gertrud. „Das sind die Brüche, die wir haben wollen“, freut sich der Chef, „und das Geld stecken wir lieber in die Schulung der Mitarbeiter“. Ihm wäre es am liebsten. wenn sich seine Restaurantschule als neuer Ausbildungsweg etablieren würde. Bewerbungen für die Sendung, sagt er, gab es „wahnsinnig viele“.

Roter Jäger, Jägerstraße 28–31, Mitte

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