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Berlin: Jeder dritten Schule fehlen Lehrer

Der Personalmangel verschärft sich. Senator kündigt „befristete Einstellungen“ an

Berlins Lehrerausstattung hat sich weiter verschlechtert. Aktuelle Zahlen der Bildungsverwaltung, die gestern durch die GEW veröffentlicht wurden, belegen, dass 40 Prozent der allgemeinbildenden Schulen über keine Vertretungsreserve verfügen. Jede dritte Schule hat noch nicht einmal genug Lehrer, um ihre regulären Aufgaben zu erfüllen. Damit liegt die Personalversorgung unter dem Vorjahresniveau. Die Zahl der dauerkranken Lehrer ist von 840 auf 988 gestiegen. Insgesamt bedeutet dies, dass mindestens 320 der 710 Schulen personell in einer prekären Situation sind. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) kündigte „befristete Vertretungseinstellungen“ zum Februar an, falls die Lücken nicht durch Umsetzungen gestopft werden können.

„So dramatisch war die Unterversorgung der Schulen noch nie“, sagte gestern die GEW-Vorsitzende Rose-Marie Seggelke. Deshalb sei es auch nicht verwunderlich, dass jetzt immer mehr Kollegen „Überlastungsanzeigen“ schrieben, da sie die Aufgaben der fehlenden Lehrer zusätzlich übernehmen müssten. Seggelke geht davon aus, dass zum neuen Halbjahr rund 250 Lehrer gebraucht werden, um die Situation zu entschärfen.

Mit so vielen Einstellungen ist kaum zu rechnen. Referendare berichten, dass ihnen schon alle Hoffnungen auf eine Einstellung im Februar genommen worden seien. Die Verwaltung setzt also vor allem darauf, Lehrer aus besser ausgestatteten Schulen umzusetzen. Allerdings zeigt ein Blick in die Statistik, dass es kaum noch Schulen gibt, die etwas abgeben könnten.

Um zumindest die entstehenden Lücken zu reduzieren, hat Zöllner jetzt angeordnet, dass Lehrer nur noch zum Ende eines Schulhalbjahres in Pension gehen dürfen. Der Senator gestand gestern generell zu, dass „wir an die Grenzen einer zentralen Steuerung der Lehrerversorgung gelangt sind“. Deshalb bekräftigte er die Absicht, allen Schulen ein Honorarbudget für Vertretungskräfte zu geben. Das allerdings wird erst frühestens zum kommenden Schuljahr umgesetzt werden können. Wie die Schulen bis dahin zurechtkommen sollen, ist völlig unklar.

Unvermeidbar scheint, dass der Unterrichtsausfall weiter ansteigt, denn im Vergleich zum Vorjahr ist die Personalausstattung nochmals um 1,2 Prozent schlechter geworden. Im Dezember hatten allein die Eltern in Steglitz-Zehlendorf rund 20 Schulen zusammengetragen, denen Lehrer fehlten. Kein Wunder, denn laut Statistik haben die Grundschulen dort überhaupt keine Vertretungsreserve mehr. Nicht viel besser sieht es in den übrigen Bezirken aus. Abgesehen von einigen Gebieten im Ostteil, die besonders unter dem Schülerrückgang leiden, wie etwa Marzahn-Hellersdorf, gibt es kaum noch Schulen mit nennenswerten Überhängen.

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