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JVA Tegel: Häftlinge fühlen sich mit altem Käse abgespeist

In der Justizvollzugsanstalt Tegel haben Häftlinge abgelaufenen Käse vorgesetzt bekommen; die alten Etiketten wurden einfach überklebt. Die Anstaltsleitung will davon nichts gewusst haben.

In der Justizvollzugsanstalt Tegel wurden falsch etikettierte Lebensmittel ausgegeben. Mehrere Gefangene berichteten, dass am Sonnabend vergangener Woche abgelaufener Käse zum Abendbrot ausgegeben worden sei. Den Häftlingen sei aufgefallen, dass auf einem „Rauchkäse“ zwei Etikette schief übereinandergeklebt waren. Auf dem oberen war das Mindesthaltbarkeitsdatum mit „15. Januar 2008“ angegeben. Darunter war ein Schild: „30. Mai 2007“. Auf den Protest der Gefangenen reagierte die Anstaltsleitung einige Tage später mit Aushängen.

Der Büroleiter von Justizsenatorin Aue, Mark Weber, bestätigte dies auf Anfrage. Nach seinen Angaben waren 1100 Packungen à 100 Gramm von einer Käserei aus Sachsen-Anhalt geliefert worden. 150 Päckchen waren von den Häftlingen zurückgegeben worden. Diese Portionen sind jetzt in einem Kühlregal unter Verschluss, die Lebensmittelaufsicht des Bezirks Reinickendorf wurde informiert. Dort im Labor soll der Käse jetzt analysiert werden. Sollte er verdorben sein, will das Land Berlin Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen die Firma stellen, sagte Weber. Zudem soll das Unternehmen dann von der Lieferantenliste des Landes Berlin gestrichen werden, bis zur Klärung wird es keine weiteren Aufträge geben. Derzeit beliefern 28 Firmen die JVA. Die Käsefirma wurde zu einer Stellungnahme aufgefordert. Die Anstaltsleitung von Tegel habe zudem alle anderen Gefängnisse informiert, sagte Weber. Keiner der Gefangenen soll nach dem Käseverzehr krank geworden sein.

Einige Gefangene in Tegel sind dennoch verärgert. Sie werfen der Anstalt vor, „Sonderposten“ zu kaufen, um Geld zu sparen. Dem widersprach Weber. Unklar bleibt, wieso die schiefen Etikette nicht dem Personal aufgefallen waren. „Lebensmittel werden in der JVA Tegel durch Bedienstete der Anstaltsküche bei Entgegennahme kontrolliert“ – so hatte es die Justizverwaltung vor Jahren dem Parlament mitgeteilt. 2003 hatte es den Verdacht gegeben, dass eine Firma wegen privater Kontakte zur Anstaltsleitung bei der Auftragsvergabe bevorzugt worden sei. Dies hatte sich nach Angaben der Justizverwaltung nicht bestätigt.

Eine richtige Plage erlebt derzeit die JVA Düppel. Dort wurden Bettwanzen entdeckt, mehrere Häftlinge seien gebissen worden. Die Justizverwaltung bestätigte, dass in drei Zellen der Schädlingsbekämpfer im Einsatz war. Die Entseuchung solle am Donnerstag wiederholt werden. Das Gesundheitsamt sei eingeschaltet worden. Nach Angaben des Tropeninstituts sind Bettwanzen auf dem Vormarsch. 1996 wurden nur 24 Fälle in Berlin erkannt, 2006 wurden 193 Mal Wanzen gemeldet. Die Dunkelziffer ist unklar, da ein Befall nicht meldepflichtig ist. Durch den Biss der Wanze kann unter anderem Hepatitis B übertragen werden.

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