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Erardo Cristoforo Rautenberg, fotografiert Ende 2017 in seinem Haus in Brandenburg an der Havel.

© Thilo Rückeis

Kämpfer gegen Rechtsextremismus: Erardo Rautenberg ist tot

Brandenburgs Ex-Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg ist nach schwerer Krankheit gestorben. Ministerpräsident Dietmar Woidke würdigt ihn als "aufrechten Demokraten".

Brandenburgs ehemaliger Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg ist tot. Der 65-Jährige sei in der Nacht zum Dienstag nach schwerer Krebserkrankung gestorben, bestätigte der Sprecher des Justizministeriums, Uwe Krink, der Nachrichtenagentur dpa. Rautenberg war von 1996 bis März 2018 Generalstaatsanwalt in Brandenburg und galt als engagierter Kämpfer gegen Rechtsextremismus. 2017 trat der promovierte Jurist bei der Bundestagswahl als Direktkandidat für die SPD in Brandenburg an, konnte aber aufgrund seines Krebsleidens bald nicht mehr am Wahlkampf teilnehmen und gewann seinen Wahlkreis nicht.

Noch im Juni hatte Rautenberg in einem Tagesspiegel-Gastbeitrag den Bamf-Skandal kommentiert.

Zuletzt hatte sich Rautenberg zur Aufnahme von Flüchtlingen geäußert

Nach zahlreichen von Neonazis in Brandenburg verübten Gewalttaten forderte Rautenberg 1996 ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen den Rechtsextremismus. Er zählt damit zu den Initiatoren des 1997 gegründeten märkischen Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit und weiterer Maßnahmen gegen Neonazis. Zuletzt hatte sich Rautenberg auch für die Durchsetzung geltenden Rechts bei der Aufnahme von Flüchtlingen starkgemacht. Erardo Rautenberg wurde 1953 in Argentinien geboren und ist in Niedersachsen aufgewachsen. Er war als Staatsanwalt in Schleswig-Holstein und Karlsruhe tätig und wurde 1992 vom Generalbundesanwaltschaft nach Brandenburg abgeordnet und dort 1996 zum Generalstaatsanwalt ernannt.

"Brandenburg wird ihn nie vergessen"

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat mit großer Bestürzung auf den Tod Rautenbergs reagiert. „Brandenburg verliert mit Erardo Rautenberg einen leidenschaftlichen Juristen, aufrechten Demokraten und kämpferischen, kritischen Geist. Mehr als 20 Jahre stand er an der Spitze der Generalstaatsanwaltschaft Brandenburgs und war damit Dienstältester seiner Zunft in Deutschland. Zweifellos war sein Beruf für ihn Berufung. Er füllte das Amt in vorbildlicher Weise – über Parteigrenzen hinweg geschätzt – aus", heißt es in einem Kondolenzschreiben an die Hinterbliebenen. "Besonders in Erinnerung bleiben wird sein großes Engagement für das demokratische Gemeinwesen sowie gegen Intoleranz und Rechtsextremismus. Dabei mischte er sich aktiv in politische Auseinandersetzungen ein. Seine Stimme fand in der Fachwelt wie in der Gesellschaft Gehör. Brandenburg wird Erardo Rautenberg nicht vergessen.“

Parteien sprechen ihr Beileid aus

"Mit großem Bedauern" habe auch die Brandenburger CDU die Nachricht vom Tode Rautenbergs vernommen, teilte ihr Generalsekretär Steven Breetz mit. „In mehr als zwei Jahrzehnten als Generalstaatsanwalt hat sich Rautenberg einen Namen weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus gemacht. Besonders sein leidenschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus wird unvergessen bleiben. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Angehörigen, denen wir in diesen schweren Stunden Kraft und Gottes Segen wünschen.“

Die Linke-Fraktion im Landtag sprach Rautenbergs Familie ihr Mitgefühl aus. Man bedauere seinen frühen Tod, teilte die rechtspolitische Sprecherin Margitta Mächtig mit. "Herr Rautenberg war ein parteiübergreifend anerkannter Jurist, der sich energisch und leidenschaftlich gegen das Erstarken des Rechtsextremismus einsetzte. Der demokratischen Entwicklung der Brandenburger Justiz galt seine geschätzte Aufmerksamkeit." (Tsp, epd, dpa)

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