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Berlin: Kaminkehrer in der Küche

Schornsteinfeger sind jetzt auch Brandverhinderer: Sie kontrollieren Gaststätten

Berlins Schornsteinfeger vertauschen immer häufiger schwarze Kluft samt Zylinder gegen einen weißen Mantel, Schutzhaube und Gummihandschuhe. Wegen spektakulärer Brände wie etwa dem der Wannsee-Terrassen überprüfen sie mittlerweile auch Dunstabzugsanlagen in Hotels, Gaststätten und Imbiss-Stuben. Mit oft erschreckendem Ergebnis. Ablagerungen alten Fetts beeinträchtigten nicht nur die Hygiene, sie stellten auch eine Feuergefahr dar, sagt Innungs-Obermeister Werner Christ.

Neun von zehn Anlagen weisen Mängel auf, mindestens zwei Drittel bedeuten für den Betrieb erhöhte Brandgefahr, so Innungs-Vize Norbert Skrobeck. Immer häufiger finden die Schornsteinfeger vorschriftswidrige Anlagen. „Die Heizung ist das Stiefkind im Haus“, hat Werner Christ festgestellt. An deren Wartung wird in Zeiten knapper Kassen gespart, obwohl eine defekte Anlage richtig ins Geld geht. Der Mängelanteil stieg in jüngster Zeit um zwei Prozent, jede zehnte Heizung wird beanstandet.

Ein weiteres Phänomen, das den Schornsteinfegern Sorge bereitet, ist die steigende Zahl illegal angeschlossener Kaminöfen aus Baumärkten. Werden die Mängel vom Eigentümer nicht fristgerecht beseitigt, erfolgt eine Meldung an die Bauaufsicht. Wegen des Personalabbaus in den Bezirksverwaltungen gebe es aber lange Bearbeitungsfristen, sagt Christ. Waren früher allein für Wedding drei Sachbearbeiter zuständig, muss heute eine halbe Stelle für den Großbezirk Mitte reichen. „Das Monopol hat der Staat und nicht der Schornsteinfeger“, sagt Christ zur aktuellen Diskussion um die Sonderrechte seines Handwerks. Auch die Gebühren setzt die Senatsverwaltung fest. Und die nunmehr dritte Nullrunde macht der Branche zu schaffen: In zehn Jahren ging die Zahl der Betriebe von 335 auf 239 zurück.

Andererseits sei die Schornsteinfeger-Innung Reformen gegenüber „durchaus aufgeschlossen“. Sie tritt zum Beispiel für eine jeweils befristete, europaweite Ausschreibung der Kehrbezirke ein. Bisher erfolgt deren Vergabe auf Lebenszeit.

Rainer W. During

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