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Ein geschlossenes Nest des Eichen-Prozessionsspinners an einem Baumstamm.

© dapd

Kampf gegen Giftraupen: Eichenprozessionsspinner bleiben gefährlich

Die Eichenprozessionsspinner haben sich mittlerweile verpuppt, doch ein Grund zur Entwarnung ist das nicht. Die feinen Härchen mit dem Nesselgift bleiben für den Menschen gefährlich. Trotzdem wird nicht flächendeckend gegen die Raupen vorgegangen.

Die Raupen der Eichenprozessionsspinner haben sich verpuppt, von Entwarnung kann jedoch keine Rede sein. Während aus den Puppen langsam Schmetterlinge werden, aus deren Eiern dann neue Raupen schlüpfen, verbleiben die Hüllen mit den giftigen Brennhaaren in den Nestern, die an Eichenbäumen im gesamten Stadtgebiet zu finden sind. Dort halten sie sich etwa acht Jahre, heißt es bei der Berliner Gartenbaufirma Roland Riedel.

So haben die wenigen Fachbetriebe, deren Mitarbeiter darin ausgebildet sind, die Nester abzusaugen, auch weiterhin gut zu tun. Die Spezialisten müssen Schutzanzüge tragen und Atemschutzgeräte anlegen. Denn die Härchen, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten, können schmerzhafte Ausschläge, Augenreizungen und Atembeschwerden verursachen.

Aufträge kommen inzwischen überwiegend von Privatleuten. Die Bezirke haben zumindest Bereiche, wo sich besonders gefährdete Menschen aufhalten, gesäubert. Dazu zählen Schulen und Kindertagesstätten, Krankenhäuser, Seniorenheime und Spielplätze.

Eine flächendeckende Bekämpfung ist weder vom Aufwand noch von den Kosten her realisierbar. Joachim Herold, Inhaber der gleichnamigen Ingenieurgesellschaft für Garten- und Landschaftsbau, spricht von „gigantischen Flächen“, die betroffen sind. So beschränken sich die Bezirksämter auf jene Straßenbäume, die an stärker frequentierten Stellen wie Fußgängerüberwegen stehen. Bei großen Parkanlagen wie der Wuhlheide hat man längst kapituliert. Und auch in den Berliner Wäldern lässt die Forstverwaltung nur besonders gefährdete Orte säubern, wie beispielsweise die Bereiche um die Waldschulen in Dreilinden und im Plänterwald.

Die Eichenprozessionsspinner sind von Südwesten kommend entlang der Havel nach Berlin eingewandert, sagt Forstsprecher Marc Franusch. So sind Grunewald, Spandauer und Tegeler Forst besonders stark betroffen. In den vergangenen zwei bis drei Jahren haben die Schmetterlinge ihre Eier dann im gesamten Stadtgebiet abgelegt, so dass inzwischen selbst der Köpenicker Forst betroffen ist.

Wenn durch Starkregen ein Teil der Nester von den Bäumen fällt, ist das laut Franusch eher hilfreich. Die Härchen würden so in den Waldboden gespült, wo die Gefahr einer Berührung mit menschlicher Haut unwahrscheinlicher ist.

Vergangene Woche hat der Senat, wie berichtet, die Bildung einer Arbeitsgruppe beschlossen, die ab Herbst nach Lösungen für das kommende Jahr suchen soll. Denkbar wäre beispielsweise, die Junglarven noch vor der Bildung der Brennhaare mit Bioziden zu bekämpfen. Das geschah in diesem Frühjahr bereits entlang der Potsdamer Chaussee in Spandau, wo der Radweg fast komplett unter Eichen verläuft.

Joachim Herold hält dies für eine „vernünftige Sache“, die beispielsweise im Rhein-Main-Gebiet längst großflächig angewandt werde. Der Tiergarten, der Charlottenburger Schlosspark oder die Wuhlheide könnten von einem Hubschrauber aus besprüht werden. Auf den Straßen müsste man jeden einzelnen Baum von einem Kran aus bearbeiten.

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