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Seit zwei Jahrzehnten dabei: CDU-Mann Kai Wegner. Nun fordert er Monika Grüters im Kampf um den Landesvorsitz heraus.

© Jörg Carstensen/dpa

Kampf um Berliner CDU-Vorsitz: Die Politik des Kai Wegner

Machtbewusst und flexibel: Seit zwei Jahrzehnten besetzt der Spandauer Kai Wegner strategisch wichtige Posten in der Berliner CDU.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Seit 20 Jahren mischt der gebürtige Spandauer und ehemalige Versicherungskaufmann Kai Wegner in der Berliner CDU kräftig mit. Sechs Landesvorsitzende der Union, von Eberhard Diepgen bis Monika Grütters, hat er seitdem politisch überlebt. Bisher ein Mann der zweiten Reihe, der geschmeidig und entschlossen im innerparteilichen Spiel der Mächte stets auf strategisch wichtigen Posten zu finden ist.

Jetzt sieht der 46-jährige Bundestagsabgeordnete offenbar den Zeitpunkt gekommen, um die Führung der Hauptstadt-CDU selbst zu übernehmen. Wegner hat eine klassische Parteikarriere absolviert. 1989 trat er in die CDU ein, wurde ein Jahr später Landeschef der Schüler Union und rückte 1994 in die Spitze der Jungen Union Berlin auf.

Zunächst als stellvertretender Vorsitzender, im Jahr 2000 übernahm er die Leitung der Jugendorganisation und wurde im selben Jahr zum Vize-Landeschef der CDU gewählt. Da war er schon Mitglied im Abgeordnetenhaus. 2001 machte der damalige CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky den Spandauer Parteifreund zu einem seiner Stellvertreter.

Erfolgreicher Strippenzieher

Ein Zeichen der Verjüngung sollte das sein, die anderen Erneuerer und Vize-Fraktionschefs hießen: Monika Grütters, Frank Steffel und Michael Braun. Natürlich hatte Wegner stets auch ein solides Standbein in der Spandauer CDU, zuerst als Vize-Bezirkschef und seit 2005 als unangefochtener Vorsitzender des Kreisverbands. Ein echter Strippenzieher, der schon erfolgreich daran mitgearbeitet hatte, den langjährigen CDU-Landesvorsitzenden Eberhard Diepgen abzusetzen.

Das innerparteiliche Chaos im Zuge des Berliner Bankenskandals und des damit verbundenen Bruchs der Großen Koalition nutzte Wegner entschlossen, um seine eigene Position zu festigen. Damals im Bündnis mit dem neuen CDU-Fraktionschef Frank Steffel, dessen Spitzenkandidatur für die Berliner Wahl 2001 auch Wegner energisch vorantrieb – gegen den Wunsch der Bundes-CDU, deren Ex-Partei- und Fraktionschef Wolfgang Schäuble ins Rennen zu schicken.

Seit 2005 macht der Mann aus Spandau auch Bundespolitik

Bei der Wahl wurde die Union von den Berliner Bürgern in die Opposition geschickt und es war Zeit für Wegner, sich ein neues Betätigungsfeld zu suchen. Er kandidierte für den Bundestag. 2002 noch erfolglos, doch seit 2005 macht der Mann aus Spandau auch Bundespolitik.

Als rechten Scharfmacher beschimpften ihn politische Gegner. Aber Wegner blieb flexibel, suchte sogar das Gespräch mit den Grünen und forderte als Großstadtbeauftragter der CDU ein soziales und liberales Profil. Dann wieder pochte er auf „konservative Werte“. 2003 wollte ihn der neue CDU-Landeschef Joachim Zeller zu seinem Generalsekretär machen, doch Wegner fiel auf dem Parteitag zwei Mal durch.

Erst einige Jahre später zahlte es sich für ihn aus, der Gruppe um den einflussreichen Frank Steffel treu geblieben zu sein. Jener Gruppe nämlich schloss sich auch Nachwuchsmann Frank Henkel an. Der übernahm 2008 die Führung der heillos zerstrittenen Berliner CDU und machte Wegner drei Jahre später zum Generalsekretär.

Erst 2016, als Monika Grütters als neue Parteichefin übernahm, kam der schmerzhafte Karriereknick. Wegner musste das wichtige Parteiamt abgeben. Die neuesten Entwicklungen zeigen allerdings, dass niemand den brennenden Ehrgeiz und die Hartnäckigkeit des Spandauer Christdemokraten unterschätzen sollte.

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