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Berlin: Kampf um jeden Arbeitsplatz

Mit billigen Büros und ausgewähltem Personal lockt „Berlin Partner“ neue Investoren in die Stadt

Für die Berliner Wirtschaft häufen sich die schlechten Nachrichten: Samsung will ein Bildröhrenwerk mit 750 Mitarbeitern schließen, der Zigarettenkonzern Reemtsma baut Arbeitsplätze ab, und Herlitz denkt über einen Wegzug ins Umland nach. Die Negativ-Schlagzeilen machen die Arbeit der Wirtschaftsförderung nicht leichter: Ihre wichtigste Aufgabe ist es, neue Investoren und damit Arbeitsplätze an die Spree zu holen.

„Wenn sich Unternehmen wie Samsung zurückziehen, müssen wir uns auf der anderen Seite umso mehr bemühen, neue Investoren anzulocken“, sagt Roland Engels, Geschäftsführer von Berlin Partner. In der GmbH sind seit Juli die Wirtschaftsförderung (früher WFBI) und das Standortmarketing (früher Partner für Berlin) zusammengefasst.

Wie schwer der Fall Samsung wiegt, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Im vergangenen Jahr kamen 62 Firmen neu nach Berlin, die dabei 1550 Arbeitsplätze schufen. Rechnerisch macht Samsung mit 750 gestrichenen Stellen also fast die Hälfte der 2004 durch Ansiedlung entstandenen Jobs zunichte. Für 2005 hat sich Berlin Partner das Ziel gesetzt, 3000 neue Stellen für Berlin einzuwerben. Die Wirtschaftsförderung sieht sich dabei auf einem guten Weg: 39 Ansiedlungsprojekte haben im ersten Halbjahr bereits 1500 neue Arbeitsplätze geschaffen – so viel wie im gesamten Vorjahr.

Die Wirtschaftsförderer haben drei Hauptinstrumente, um Firmen den Standort Berlin schmackhaft zu machen. Im Business Location Center können sich Interessenten über freie Immobilien und Fördermöglichkeiten informieren. Das Business Recruiting Package hilft bei der Personalsuche. Und das Business Welcome Package bietet Firmen die Chance, in einem voll ausgestatteten Büro plus Privatunterkunft den Standort drei Monate lang für wenig Geld zu testen.

„Das hat es für uns sehr leicht gemacht, in Berlin ein Büro zu eröffnen“, sagt Gracjanna Smolik, Prokuristin der RTS Software GmbH mit Hauptsitz im polnischen Stettin. 2002 nutzte die Softwarefirma das „Welcome Package“, seit vergangenem Jahr hat die Firma ein Büro in Adlershof, um von hier aus den deutschen Markt zu erschließen. „Berlin Partner hat uns zum Beispiel bei der Gründung unserer GmbH beraten, das hat nur drei Wochen gedauert“, sagt Smolik.

Die Hamburger Firma SolidGround, die sich an anderen Unternehmen beteiligt und dort eine aktive Rolle im Management übernimmt, hat seit Neuestem ein Büro im Berliner Ludwig-Erhard-Haus. „Das Welcome Package hat uns die Entscheidung erleichtert, nach Berlin zu kommen“, sagt Geschäftsführer Wilhelm Bielert. „Wir hatten das Gefühl, dass Berlin um jeden Arbeitsplatz kämpft.“ Seit drei Monaten bietet Berlin Partner zudem das in Deutschland bisher einmalige „Recruiting Package“. Firmen wie Kraft Foods oder BASF werden bei der Personal-Suche und -Auswahl unterstützt. „In den ersten Monaten haben wir bereits für 571 Stellen Kandidaten ausgesucht“, heißt es bei Berlin-Partner.

Unterstützt wird die als Public-Private-Partnership organisierte Gesellschaft von Berliner Unternehmen. Besonders stark engagiert sich derzeit Vattenfall Europe: Am heutigen Donnerstag lädt der Stromversorger zu einem Netzwerktreffen für Wirtschaftsförderung nach Berlin. Ziel ist es, bei der Werbung für den Standort Ostdeutschland über die Ländergrenzen hinweg enger zu kooperieren. Die Vattenfall-Tochter Biq GmbH engagiert sich seit Jahren für Unternehmensansiedlungen in Ostdeutschland – auch, um künftige Stromkunden zu gewinnen. „Wir wollen erreichen, dass die ostdeutschen Länder bei der Werbung für den Standort zusammenarbeiten und nicht gegeneinander antreten“, sagt Biq-Geschäftsführer Frank Weber.

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