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Berlin: Kampftrinken ist verpönt: 1250 Sorten Bier auf dem 4. Berliner Festival für die Freunde des Gerstensaftes

Die echte Meile wird fast erreicht. Auf 1600 Metern reihen sich ab Freitagmittag bis Sonntagabend die Bierbuden an der Karl-Marx-Allee aneinander.

Die echte Meile wird fast erreicht. Auf 1600 Metern reihen sich ab Freitagmittag bis Sonntagabend die Bierbuden an der Karl-Marx-Allee aneinander. Der Freund des Gerstensaftes kann sich durch 1250 Sorten aus 70 Ländern durchtrinken, pardon durchprobieren. Zwischen Strausberger Platz und Frankfurter Tor steht die Allee an diesem Wochenende zum vierten Mal im Zeichen der Flasche. Die sei übrigens das einzig wahre Gefäß zur Darbietung von Bier, betonte der Präsident der mittelständischen Privatbrauereien, Rainer Pott, und nicht die Dose. "Man kann nicht das Reinheitsgebot propagieren und gleichzeitig die Umwelt mit Dosen versauen." Auf der Karl-Marx-Allee werde es fast keine Dosen geben, betonte der Veranstalter, die Firma "Präsenta". Nur bei wenigen Exoten wie der japanische "Asahi" habe man eine Ausnahme gemacht, weil die eben kein Bier in Flaschen produzierten. Bier sei "Kultur", so die Veranstalter.

Die größeren Brauereien werden natürlich Fässer auf die Allee rollen, denn die 300.000 erwarteten Besucher werden sicherlich das eine oder andere Helle zischen. Wie viel genau, darüber wollen die Veranstalter partout nicht reden: Vermutlich fürchten sie das Kampftrinker-Image. Dabei soll es in den drei Vorjahren kaum Betrunkene gegeben haben, und das in einem Bezirk, "in dem eigentlich sehr viel getrunken wird". Dies sagte Friedrichshains Bürgermeister Helios Mendiburu. Schnapsleichen könne es ohnehin nicht geben, betont der Veranstalter, denn Schnaps sei tabu. Nur Bier und für Kinder Brause. Die Preise sind weitgehend standardisiert. 0,2 Liter kosten 2 Mark, 0,5 dann 5 Mark, Zwischengrößen werden entsprechend berechnet. Die Brauereien sind angewiesen, auch kleine Gläser zu zapfen, damit man nicht immer halbe Liter schlucken muss. Wer nur Probieren will, kann sich ein 0,2-Gläschen abholen und damit von Stand zu Stand ziehen. Die WC-Benutzung ist gratis, weil das Vorjahr die Erkenntnis brachte, dass der Berliner Biertrinker zwar genügend Geld für den Gerstensaft hat, aber der Toilettenfrau keine 50 Pfennige gönnt. Das Ergebnis stank zum Himmel.

Mit 1600 Meter Länge gilt das Bierfestival als drittgrößte Verkostung dieser Art. Zu überholen sind jetzt nur noch Konkurrenten in England und den USA. Im nächsten Jahr soll das fünfte Festival schon eine echte Meile, also 1852 Meter lang sein.

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