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Plenum. Gestern stank’s.

© dpa

Kaputte Lüftung: Dicke Luft im Abgeordnetenhaus

Diese Sitzung war wirklich kurios: Im Abgeordnetenhaus Berlin stank es den Abgeordneten so sehr, dass sie Pausen einlegen mussten. Die Sitzung wurde früher beendet. Viele vermuteten einen Kabelbrand - aber die Ursache war eine andere.

Von Sabine Beikler

Das hatte es im Berliner Parlament auch noch nicht gegeben. Als die Plenarsitzung am Donnerstagnachmittag begann, stand im Plenarsaal und auf der Besucher- und Pressetribüne ein beißender Geruch. Es roch unangenehm nach Plastik und verschmorten Kabeln. Viele Besucher und Abgeordnete rümpften die Nase, einigen fiel das Einatmen schwer. Parlamentspräsident Ralf Wieland (SPD) informierte das Plenum, ein heiß gelaufener Motor der Lüftungsanlage habe diesen Gestank ausgelöst. Es war offensichtlich kein Kabelbrand im Keller, wie es zunächst hieß. Doch es stank danach.

Abgeordnetenhaussitzung wegen Gestank abgebrochen

Die Plenarsitzung begann laut Tagesordnung. Um kurz vor 15 Uhr unterbrach der Präsident die Sitzung für eine zehnminütige „Verschnaufpause“. Einige Abgeordnete hatten offenbar über Unwohlsein geklagt, leere Fraktionsbänke aber gab es nicht. Nach der kurzen Pause lief die Plenarsitzung weiter. Die parlamentarischen Geschäftsführer verständigten sich anschließend darauf, die Sitzung, die laut Zeitplan bis etwa 22.30 Uhr dauern sollte, zu verkürzen.

Nach einer weiteren zehnminütigen Pause gegen 16.45 Uhr bat Vizepräsidentin Anja Schillhaneck (Grüne) die Abgeordneten, sich wieder an ihre Plätze zu begeben. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der eigentlich ganztägig entschuldigt war, schaute noch im Abgeordnetenhaus vorbei und saß ganz entspannt auf seinem Platz in der Senatorenbank. Wowereit nahm am Donnerstag an der großen Koalitionsrunde teil und wurde am Abend noch bei der Verleihung des Leo-Baeck- Preises erwartet. Von dem üblen Geruch, der Stunden zuvor durch den Plenarsaal waberte, konnte er nichts mehr wahrnehmen. Die Parlamentarier, die nahezu alle wieder auf ihren Plätzen saßen, verabschiedeten noch das Zweckentfremdungsgesetz und die Staatsverträge mit Brandenburg im Rundfunk-Bereich.

Sven Kohlmeier (SPD) fand den vorzeitigen Abbruch laut Twitter „erstaunlich“. Dirk Behrendt (Grüne) mutmaßte, der Geruch sei nur ein Vorwand gewesen, die Sitzung vorzeitig abzubrechen. Da das Präsidium eine Gesundheitsgefährdung nicht ausschließen konnte, war ein Abbruch der Sitzung nach Meinung aller Fraktionen aber folgerichtig. So endete die Abgeordnetenhaussitzung außerplanmäßig um 18.22 Uhr ohne heftige Kopfschmerzen.

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