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Die Wartezeiten in Berliner Arztpraxen werden kürzer.

© dpa

Kassenpatienten: Berliner gingen seltener zum Arzt - vor fünf Jahren

Nach einer Umfrage vor fünf Jahren erfreuten sich 40 Prozent der Berliner bester Gesundheit. Es gab einige signifikante Unterschiede zwischen Hauptstadt und übrigem Bundesgebiet. Was Udo Badelt damals schrieb.

Die Berliner fühlen sich gesünder und gehen seltener zum Arzt als vor zwei Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen, die die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in Auftrag gegeben hat. Sie wird alle zwei Jahre durchgeführt. In Berlin haben 40 Prozent der Befragten angegeben, sich einer „ausgezeichneter Gesundheit“ zu erfreuen. 2008 waren es noch 30 Prozent. Die Zahl der Arztbesuche ist in diesem Zeitraum um vier Prozent zurückgegangen.

Lange Wartezeiten bei der Terminvergabe sind offenbar für die Hälfte der Berliner Patienten kein großes Problem. 48 Prozent gaben an, dass sie bei ihrem Arzt einfach vorbeikommen konnten. Die übrigen bekamen einen Termin häufig innerhalb von zwei bis drei Tagen. Die Zahl derer, die bis zu drei Wochen auf einen Termin warten mussten, ist gesunken. Jeder Patient hat selbst schon andere Erfahrungen gesammelt, doch laut Umfrage ist auch die Wartezeit in den Praxen selbst zurückgegangen. Demnach musste die Mehrzahl (35 Prozent) nur 15 Minuten im Wartezimmer sitzen, 16 Prozent warteten eine Stunde und nur 6 Prozent bis zwei Stunden. Besonders erstaunlich: Privatpatienten wurden bei der Befragung nicht berücksichtigt.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin führt die kürzeren Wartezeiten auf ein neues System zurück, das die Praxen vor fünf Jahren verpflichtend einführen mussten, um ihre zeitlichen Abläufe in der Praxis zu optimieren. Angelika Prehn, Vorsitzende der KV Berlin, sagt: „Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die ambulante ärztliche Versorgung gut funktioniert.“

Die Befragung offenbart einige signifikante Unterschiede zwischen Berlin und dem übrigen Bundesgebiet. So besuchen die Berliner häufiger neben ihrem gewohnten Hausarzt noch einen anderen Arzt, um eine zweite Meinung einzuholen. Viele Patienten kommen auch aus dem Bundesgebiet nach Berlin, um hier einen Spezialisten aufzusuchen. Das betrifft zum Beispiel Patienten mit HIV und Aids. Die meisten Berliner folgen, wie in anderen Städten auch, bei der Suche nach einem neuen Arzt den Empfehlungen ihrer Verwandten und Bekannten. Allerdings ist der Anteil derer, die bei der Suche nach einem Spezialisten auch das Internet einsetzen, in Berlin höher. Außerdem beschweren sich Berliner häufiger über eine angeblich falsche Behandlung als Patienten in anderen Bundesländern. Angelika Prehn führt das darauf zurück, dass sich Großstädter generell stärker selbst medizinisch informieren und dann meinen, besser Bescheid zu wissen als der Arzt. Insgesamt habe aber die Zufriedenheit zugenommen – nur noch 12 Prozent wollten sich überhaupt beschweren, im Unterschied zu 19 Prozent vor zwei Jahren.

Bundesweit wurden 6065 gesetzlich Versicherte befragt, in Berlin waren es 264. Laut Klaus Balke von der KBV ist trotz dieser sehr geringen Zahl die Repräsentativität gewährleistet. „Bei den wöchentlichen Umfragen auf Bundesebene, die man im Fernsehen verfolgen kann, gelten 1000 Befragte als repräsentativ“, sagte Balke. Insgesamt leben in Berlin rund 2,7 Millionen gesetzlich Versicherte. Und welche Schlussfolgerungen will die KV Berlin aus den für sie erfreulichen Ergebnissen der Befragung ziehen? „Besser werden kann man immer“, so Angelika Prehn. Vor allem bei der Ausweitung der Öffnungszeiten und der Netzwerkbildung der Praxen untereinander gäbe es noch viel zu tun.

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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