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Gefährliche Stäbchen. Die weißen Legionellen unterm Elektronenmiskroskop.

© picture alliance / dpa

Keimbelastung: Erhöhte Legionellenwerte in einigen Mietshäusern gefunden

In einigen Mietshäusern wurde ein erhöhter Legionellenwert gemessen. Seit kurzem muss schärfer geprüft werden – die Keime können krank machen.

Keine schöne Neuigkeit, wenn man vormittags auf dem Weg zur Schule oder Arbeit diesen Aushang im Treppenhaus entdeckt: „Bei Messungen in Ihrem Haus wurde der zulässige Grenzwert für Legionellen im Wasser überschritten.“ So erging es vor einigen Tagen den Bewohnern mehrerer Mietshäuser an der Nollendorfstraße und Zietenstraße in Schöneberg. Die Mitteilung hatte ihr Vermieter, die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag, am schwarzen Brett befestigt. Besorgnis war die Folge. Legionellen sind Stäbchenbakterien, die durch Einatmen, etwa beim Duschen, übertragen werden und zumindest bei gesundheitlich geschwächten Menschen schwere Krankheiten auslösen können.

Bei der Senatsverwaltung für Gesundheit ist der Fall noch nicht bekannt. Man habe nur Kenntnis von zu hohen Legionellenwerten, die aktuell in Mietshäusern in Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Steglitz festgestellt worden seien, heißt es. Bei der Gewobag war am Wochenende niemand erreichbar.

Vor dem Aushang hatte im Januar vermutlich ein Labor das Wasser in den Leitungen der betroffenen Häuser untersucht – entsprechend der neuen gesetzlichen Regelung. Seit 2013 müssen die zentralen Warmwasseranlagen von Mehrfamilienhäusern alle drei Jahre auf den Gehalt von Legionellen hin untersucht werden. Erstmals musste dies bis zum Dezember vergangenen Jahres erfolgen. Diese Regelung gilt für alle Wohngebäude, deren zentrale Warmwasserspeicher oder Durchlauferhitzer mehr als 400 Liter fassen. Geprüft werden müssen auch Häuser, deren Wasserleitungen zwischen dem zentralen Erwärmer und dem am weitesten entfernten Hahn mehr als drei Liter fassen. In solchen Anlagen können sich die Bakterien leicht ansiedeln. Ausgenommen von der Prüfpflicht sind nur Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Mietshäuser mit dezentralen Warmwasserbereitern.

In den betroffenen Gewobag-Häusern ist der zulässige Höchstwert von 100 KBE pro 100 Milliliter teils geringfügig überschritten, teils liegen aber auch höhere Werte vor. Die Abkürzung KBE bedeutet „Koloniebildende Einheiten“.

Das Ergebnis ist kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren gab es öfter Meldungen über Legionellenbefall. Schwimmbäder wie das Paracelsusbad in Reinickendorf waren betroffen, auch Nobelhotels wie das Adlon oder Ritz Carlton und Kliniken, so das Krankenhaus Westend oder die Reinickendorfer Humboldtklinik. Im Falle der Krankenhäuser löste der Legionellenalarm besondere Besorgnis aus, weil die Infektion vor allem ältere, allergieanfällige und schon erkrankte Menschen gefährdet sowie Patienten mit Immunschwäche. Fieber, Atemnot und Lungenentzündungen können die Folge sein.

Was tun, wenn die Legionellenwerte überhöht sind? Als Erstmaßnahme wird oft das Wasser auf 70 Grad Celsius erhitzt, weil die Bakterien schon ab dieser Temperatur sterben. Auch eine Desinfektion durch UV-Bestrahlung oder Chlorzusätze ist möglich. Außerdem muss die Ursache des Befalls gesucht werden. Eine zu tiefe Vorlauftemperatur kann der Grund sein. Oder überdimensionierte Leitungen, durch die der Wasserfluss stagniert. Die Gewobag hat das Wasser bereits stärker erhitzt. Ein Mieter an der Nollendorfstraße ist zuversichtlich. „Die Gesellschaft bemüht sich, das bald in den Griff zu bekommen.“

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