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Berlin: Kein Klingeln und Klönen in der Klasse, Kontrolle vor der Klausur

Bevor die Schüler der Sophie-Scholl-Oberschule in Schöneberg ihre Stifte zur Klassenarbeit oder Klausur in die Hand nehmen dürfen, lässt Schulleiter Rainer von Paris erst einmal das "große Tablett" herumgehen. Seine Schüler wissen: Wer ein Handy besitzt, muss es für die Zeit der Prüfung abgeben.

Bevor die Schüler der Sophie-Scholl-Oberschule in Schöneberg ihre Stifte zur Klassenarbeit oder Klausur in die Hand nehmen dürfen, lässt Schulleiter Rainer von Paris erst einmal das "große Tablett" herumgehen. Seine Schüler wissen: Wer ein Handy besitzt, muss es für die Zeit der Prüfung abgeben. Dasselbe gilt für die gesamte gymnasiale Oberstufe der Gesamtschule. "Da sind wir ganz strikt", sagt von Paris.

Ein generelles Verbot gilt an der Schule aber nicht. "Das könnten wir nicht rechtfertigen, denn schließlich benutzen viele der Lehrer ebenfalls ein Handy", erklärt er. Im Unterricht müssen die Geräte allerdings abgeschaltet werden, so hat die Gesamtkonferenz im Herbst vergangenen Jahres entschieden und einen entsprechenden Vermerk in die Hausordnung aufgenommen. Sollte dennoch ein Piepen ertönen, so wird das Gerät vom Lehrer eingesammelt und am Ende des Tages an den Schüler zurückgegeben. Im Wiederholungsfall müssen die Eltern das Handy in der Schule abholen, "alles weitere bleibt dann ihnen überlassen" .

Auch Thomas John, Sprecher von Schulsenator Klaus Böger, hält ein Handyverbot für absurd. Zwar gibt es einen so genannten "Handy-Erlass" von 1997, der es den Schülern untersagt, ein Mobiltelefon mit in die Abiturprüfungen zu bringen. "Dabei geht es jedoch nicht darum, dass das Klingeln die Schüler stören könnte. Vielmehr ist der Erlass im Sinne unerlaubter Hilfsmittel erfolgt, da mit den Geräten eben auch geschummelt werden kann", erklärt John.

Das Abschalten der Mobiltelefone im Unterricht liege im Interesse der Schüler selbst. Ein generelles Verbot von Handys an den Schulen würde aber einen Rückschritt bedeuten, sagt John. "Letztendlich liegt die Handhabung, soweit es nicht die Abiturprüfung betrifft, im Ermessen der jeweiligen Schule, eine einheitliche Regelung für Berlin ist ausgeschlossen." Er erachtet es auch für sinnvoll, die moderne Technik nutzen zu können. Wegen der Mobiltelefone müssten die Schüler nicht im Sekretariat Schlange stehen, sondern könnten problemlos ihre Eltern erreichen.

Die Grundschulen sind bisher von dem Problem weitgehend unberührt geblieben. "Einer meiner Schüler hatte mal sein Handy mit. Aber auch nur, um es seinen Mitschülern zu zeigen", berichtet Renate Preibusch-Harder von der Rehberge-Grundschule. Dem kann Wolfgang Herrmann von der Grundschule Am Sandhaus nur zustimmen: "Die sind doch noch mit ihren Gameboys beschäftigt."

Bei den älteren Schülern am Erich-Fried-Gymnasium in Friedrichshain gibt es ebenfalls keine Vorschriften bezüglich der Mobiltelefone. Dabei spielt aber auch der Appell der Eltern eine Rolle. "Viele Mütter und Väter empfinden es als Beruhigung, wenn ihre Kinder immer über Handy zu erreichen sind", sagt Schulleiterin Heidi Antal. Vor der Abiturprüfung spricht sie lediglich ein paar "mütterliche oder großmütterliche Worte" zu den Schülern, dass sie die Mobiltelefone zu Hause lassen mögen.

Angelika Buch, Treptower Bezirksstadträtin für Gesundheit und Schule, hat bisher noch keine Klagen seitens der Lehrer gehört. Allerdings sieht sie wiederum ein Problem darin, dass die Eltern zunehmend ihre Handy-Nummern in den Klassenlisten angeben. "Zwar sind sie dann zu jeder Zeit erreichbar, aber durch die steigenden Telefongebühren wird nun der Etat immer mehr belastet", erklärt die Stadträtin.Das Thema im Internet

www.meinberlin.de/forum , Kanal Bildung

Anna Brockdorff

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