zum Hauptinhalt

Berlin: Kind gebissen: Hundebesitzer will Tier einschläfern lassen

Amtsveterinär prüft Gefährlichkeit Unaufmerksamer Halter hat sich bei Eltern entschuldigt

Für Michael H. besteht kein Zweifel: Sein Schäferhund Rex muss eingeschläfert werden. „Ich habe kein Vertrauen mehr zu dem Hund.“ Der Hund hatte am Mittwochmorgen – wie berichtet - den siebenjährigen Nachbarsjungen Lukas angegriffen und dessen Gesicht zerfleischt. Der Junge musste drei Stunden operiert werden. „Von seinen Eltern habe ich gehört, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht und dass die Ärzte zuversichtlich sind, dass sie die Verletzungen in den Griff kriegen“, sagt der 30-jährige Bauunternehmer. Er habe sich bei den Eltern entschuldigt. Von den Ärzten im Krankenhaus gab es gestern keine Stellungnahme zu Lukas’ Gesundheitszustand. Gegen Michael H. wurde ein Verfahren wegen Verdachts der fahrlässigen schweren Körperverletzung eingeleitet. „Plötzlich und unvermittelt“ soll der Schäferhund den Jungen im Hof des Altbauhauses in der Steglitzer Drakestraße angegriffen haben. Der Hund lief dort unangeleint herum, während sein Besitzer in der Werkstatt im Hof war.

Der Hund wurde sofort zur Tiersammelstelle nach Hohenschönhausen gebracht. Dort ist er immer noch. Der Amtstierarzt Damian Nowak sagt, er werde den Schäferhund sobald wie möglich begutachten. „Laut Tierschutzgesetz muss ein einschlägiger Grund vorliegen, wenn ein Hund eingeschläfert werden soll. Das ist hier der Fall“, erklärt der Arzt. Dennoch wolle er sich das Tier genau anschauen: „Wir prüfen immer die Umstände, warum ein Tier zugebissen hat.“

Schäferhunde stehen seit Jahren an der Spitze der Bissstatistik der Senatsgesundheitsverwaltung. 216 Vorfälle zählte sie zuletzt im Jahr 2002. „Normalerweise schnappen Schäferhunde nur kurz zu. So ein heftiger Fall wie dieser ist eher die Ausnahme“, sagt der Amtstierarzt. „Wir können aber nie nach Schema F vorgehen: Jedes Tier muss individuell betrachtet werden.“

Doch warum der Schäferhund Lukas so plötzlich angegriffen hat, ist sowohl dem Arzt als auch Michael H. völlig rätselhaft. Der Besitzer habe den circa fünf Jahre alten Hund vor eineinhalb Jahren aus dem Tierheim bekommen. „Rex war nie auffällig. Er hat alle Mieter aus dem Haus akzeptiert und auch mit anderen Kindern getollt und getobt“, schildert Michael H. Dies berichtete gestern auch eine Nachbarin. „Der war lieb und hat aufs Wort gehorcht“, sagt sie. Deswegen habe Michael H. auch nie Bedenken gehabt, den Hund auf dem Hof auch unangeleint laufen zu lassen. Nach Angaben der Polizei soll es aber schon einmal einen „Bissvorfall“ gegeben haben. Dem Amtstierarzt war dies nicht bekannt, denn: „Wir erfahren nur von bissigen Hunden, wenn eine Anzeige vorliegt.“ Der Hundebesitzer verteidigt sich: „Das war kein Biss.“ Beim Toben mit einer Bekannten habe Rex deren Pullover kaputt gerissen. „Dabei wurde überhaupt niemand verletzt. Wegen des kaputten Pullovers haben wir den Fall der Versicherung gemeldet.“ Michael H. will sich sobald keinen Hund mehr halten. „Schon gar nicht, wenn er aus dem Tierheim kommt.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false