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Am Freitag ist Weltklimatag. Überall auf der Welt wird für mehr Klimaschutz demonstriert, auch in Berlin.

© epd

Klimastreikende kündigen Blockaden an: „Wir rufen auf, Straßen und Plätze zu besetzen“

Das Bündnis „Ungehorsam für alle“ will den Berliner Alltag „unterbrechen“ und damit auch den üblichen CO²-Ausstoß, sagt Sprecherin Hannah Eberle im Interview.

Hannah Eberle engagiert sich für die „Interventionistische Linke“, die gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem kämpft, etwa auf dem Wohnungsmarkt.

Das Bündnis „Ungehorsam für alle“ hat Straßenblockaden angekündigt, was ist darunter zu verstehen?
Wir werden um 12 Uhr ganz normal an der Demonstration teilnehmen. Wir schließen uns dem Aufruf von Fridays for Future an. Wir werden dann um 15 Uhr bei der Reclaim Clubs Culture dabei sein, das Bündnis der Berliner Clubszene ist auch Teil von „Ungehorsam für alle“. Anschließend wird es – teilweise vorbereitet, aber auch unkontrolliert – an verschiedenen Stellen der Stadt zu Sitzblockaden kommen. Wir werden Megaphone dabei haben, Leute werden über Klimapolitik diskutieren oder Musik machen. Das kann dann schon bis in den Abend dauern.

Dann verraten Sie uns doch mal die Straßenabschnitte, wo die Autofahrer mit einer Blockade rechnen müssen?
Das kann ich nicht. Nicht um Leute zu ärgern, sondern weil ich es tatsächlich nicht weiß. Wir rufen insgesamt im Stadtgebiet zu Straßenblockaden auf. Das bedeutet, dass es Leute geben wird, die sich zu zehnt, zu 20., zu 30. dem Aufruf möglicherweise anschließen werden. Es gibt da keine Struktur, die sagt: Diese drei Straßen werden dicht gemacht. Es soll ein aktivistischer, bewegungspolitischer und unkontrollierbarer Moment entstehen.

Luisa Neubauer von Fridays for Future hat angeregt, auch Flughäfen zu besetzen. Könnte das auch passieren?
Ich glaube, prinzipiell ja. Es ist ein Stück weit unkontrollierbar. Wir rufen am Freitag dazu auf, Straßen und öffentliche Plätze zu besetzen. Wir möchten das so tun, dass möglichst viele Menschen daran teilnehmen können, also auch Leute, die zum ersten Mal mitmachen. Wir wollen Leute ermutigen, diesen Schritt zu machen.

Und das soll alles gewaltfrei passieren?
Was wir ankündigen und was wir tun wollen, ist, uns auf die Straßen und Plätze zu setzen.

Hannah Eberle von der Interventionistischen Linken ist Sprecherin von "Ungehorsam für alle".
Hannah Eberle von der Interventionistischen Linken ist Sprecherin von "Ungehorsam für alle".

© Mike Wolff

Was wollen Sie mit den Blockaden auslösen, und wen wollen Sie erreichen?
Es geht gar nicht darum, über den Klimastreik hinauszugehen. Es ist nur unsere Form des Streiks. Es geht um einen Bruch mit den Spielregeln des Alltags. Die einen gehen nicht zur Arbeit oder zur Schule und gehen das Risiko ein, dass es danach Ärger gibt. Wir brechen die Regeln, indem wir uns auf die Straße setzen, das richtet sich nicht gegen einzelne Autofahrerinnen und Autofahrer.

Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass sich jetzt etwas bewegen muss. Wir wollen den Alltag unterbrechen, um deutlich zu machen, dass es genau dieser Alltag ist, den wir tagtäglich leben, der dafür sorgt, dass so viel CO2 ausgestoßen wird, dass die Klimakatastrophe immer näher rückt. Die Art und Weise, wie wir in diesem kapitalistischen System miteinander leben, das gilt es zu unterbrechen.

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Klimaschutz ist aufseiten der Linken aber nicht unbedingt das Kernthema, oder?
Das würde ich nicht sagen. Die Klimabewegung ist ja eine der ältesten politischen Bewegungen seit den 70-er/80-er Jahren – damals ging es eben gegen die Atomkraft. Die Bewegung gegen Braunkohleabbau gibt es auch schon sehr lange. Ich finde es eher eine Farce, dass sich Olaf Scholz, Bundesfinanzminister der SPD, hinstellt und sagt, es sei 5 vor 12. Das sind Sprüche, die die Klimabewegung schon Ende der 90-er gesagt hat. Und die auch damals schon richtig waren.

Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie bei den Blockaden und Besetzungen?
Ich kann es schwer sagen, weil ich im Moment selber den Eindruck habe, dass wir weit über das bekannte aktivistische Spektrum in Berlin hinausgehen, dass sich sehr viele Menschen, die noch keine Erfahrungen mit solchen Aktionen haben, sich am Freitag uns anschließen werden.

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