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Aus Alt mach Neu. Das Bettenhaus der Charité ist derzeit ein Gerippe. Ende 2016 sollen die ersten Patienten in neuen Zimmern liegen.

© DAVIDS/Laessig

Klinikumbau in Berlin: Die Charité muss in den Container

Für den Umbau der Charité in Mitte wird die Luisenstraße ab Dezember gesperrt - für mindestens neun Monate. Dafür laufen die Bauarbeiten am Bettenhaus nach Plan. Die Klinik bekommt ein Ausweichquartier.

Von Fatina Keilani

Für Autofahrer ist demnächst kein Durchkommen mehr auf der Luisenstraße in Mitte, dafür geht es bei den Bauarbeiten der Charité voran. Für den Neubau der Brücke, die das Bettenhaus und den OP auf der einen Seite mit den Funktionsgebäuden auf der anderen Straßenseite verbindet, muss die Luisenstraße gesperrt werden. Das hätte schon zum 1. November geschehen sollen, scheiterte aber zum Ärger des Planungsstabs wohl an der Verkehrslenkungsbehörde. Nun setzt Charité-Bauchef Christian Kilz auf den 1. Dezember als Starttag. Die Straße wird dann voraussichtlich bis 30. September nächsten Jahres dicht sein. Wenn alles nach Plan läuft, ist dann die neue Brücke fertig. Sie soll höher sein, damit Busse und Lastwagen ungehindert durchfahren können, und lichter aussehen als das derzeitige düstere Bauwerk.

Ganz so wie auf dieser Simulation wird es nicht aussehen: Die braune Fassade aus Keramik wurde eingespart, nun kommt eine graue Metallfassade. Der Flachbau ist der künftige OP-Trakt
Ganz so wie auf dieser Simulation wird es nicht aussehen: Die braune Fassade aus Keramik wurde eingespart, nun kommt eine graue Metallfassade. Der Flachbau ist der künftige OP-Trakt

© promo

Ende 2016 soll das ganze Projekt abgeschlossen und die Charité Mitte bezugsfertig sein, inklusive Betten. Am Mittwoch besuchte der Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses die Baustelle, um sich vom Fortgang der Arbeiten zu überzeugen. Schließlich werden hier 202,5 Millionen Euro verbaut, wovon der weitaus größte Teil Steuergeld ist. Bisher ist man im Zeit- und Kostenplan, und das soll auch so bleiben, auch wenn das Zugeständnisse erfordert: „Es kommt eine hellgraue Metallfassade statt der ursprünglich geplanten hellbraunen Keramikfassade ran“, erläuterte Klinikchef Karl Max Einhäupl dem Ausschuss anhand eines Modells.

Derzeit betreibt Europas größte Universitätsklinik ein Ausweichquartier auf dem Campus. Ein Containerbau mit 340 Betten dient als Behelfskrankenhaus. Auch das interessierte den Ausschuss. Denn Container sind derzeit auch im Gespräch, um die vielen Flüchtlinge unterzubringen, die nach Berlin kommen. Sozialsenator Mario Czaja (CDU) will sechs Containerdörfer errichten; diese Art der Unterbringung war von vielen Seiten als menschenunwürdig kritisiert worden. Der Wissenschaftsausschuss konnte nun sehen, dass er nichts Derartiges sah. Das rostrote Gebäude auf dem Campus könnte ein Kleinstadtkrankenhaus sein, es sieht von außen aus wie ein normales Haus und von innen wie ein normales Krankenhaus.

Stefan Schlede war begeistert. „Das ist doch super! Das sollen sich die Leute mal anschauen, die Senator Czaja kritisieren!“, rief der CDU-Abgeordnete aus. „Alles was ich hier nicht sehen kann, ist, dass es sich um ein Containergebäude handelt!“

Diese Interimsklinik aus Fertigmodulen einer Thüringer Baufirma lädt beinahe eher zum Verweilen ein als manche Station eines regulären Krankenhauses. Auch ein Krankenzimmer wurde vom Ausschuss besichtigt. Es hat sogar ein eigenes Bad – diesen Luxus hat im Steglitzer Klinikum Benjamin Franklin kaum ein Patient. Das Klinikum Benjamin Franklin müsse dringend als Nächstes saniert werden, forderte Einhäupl, der dafür die Unterstützung der Anwesenden benötigt. Heutzutage müssten Krankenhäuser ohnehin ganz anders geplant werden. „Die Medizin verändert sich dermaßen schnell – da ist es nötig, viel flexibler zu bauen, damit man Räume schnell an veränderte Bedürfnisse anpassen kann“, so der Charité-Chef.

Das Bettenhaus der Uniklinik steht derzeit als Gerippe da. In Zukunft soll es dort fast nur noch Ein- und Zweibettzimmer geben, drei Betten in einem Raum als Ausnahme. Einhäupl möchte dennoch mehr Betten – die Behelfsbetten will er möglichst behalten. Die Auslastung liege von Montag bis Donnerstag bei gut 90 Prozent und damit leicht über dem Bundesschnitt – und dabei würden Betten nicht eingerechnet, die für Patienten aus dem Ausland genutzt würden. Die reale Auslastung sei also noch höher. Weniger Betten könnten auch weniger Studienplätze bedeuten, deutete Einhäupl an, um seine Forderung zu untermauern. Schließlich habe er dann nicht genug Kapazitäten, um die Medizinstudenten auch auszubilden.

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