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Berlin: Knapp an der Katastrophe vorbei

Beim Brand im Anhalter Bahnhof behielten die Mitarbeiter die Nerven und geleiteten die Fahrgäste sicher ins Freie

Schwarze Rauchwolken hingen gestern früh über dem Anhalter Bahnhof. Fahrgäste eilten aus dem Untergrund der S-Bahnsteige nach oben ins Freie, wo schon die Feuerwehr eine Armada von 90 Fahrzeugen und 300 Feuerwehrleuten zusammenzog.Haarscharf ist die S-Bahn an einer Katastrophe vorbeigeschrammt – wenige Tage nach der Feier zum 80. Geburtstag. Ein Wagen ist ausgebrannt, aber nur drei Frauen mussten mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus.

Der Alarm ging bei der Feuerwehr um 7.11 Uhr ein. Im Nord-Süd-Tunnel war ein Zug qualmend in die Station Anhalter Bahnhof eingefahren. Vor den Augen der Fahrgäste des Zuges auf dem Nachbargleis brach das Feuer dann richtig aus. Die Passagiere des brennenden Zuges wurden von dessen Fahrer und den beiden Bahnsteigaufsichten ins Freie geleitet. Auch ein zweiter Waggon brannte teilweise aus.

Die Passagiere des Zuges auf dem Nachbargleis hatten die Waggons teilweise verlassen, wurden aber aufgefordert, wieder einzusteigen. Der Zug fuhr Minuten später weiter, ein nachfolgender wurde durchgewunken. Ein Zug, der dem brennenden gefolgt war, wurde auf freier Strecke gestoppt, die Fahrgäste wurden über Notausstiege ins Freie gebracht.

Der Bahnhof erlitt schwere Schäden, dennoch will ihn die S-Bahn voraussichtlich heute Abend wieder öffnen. Bis dahin sollen auch die S-Bahnen wieder normal verkehren. Betroffen sind die Linien S 1, S 2 und S 25. Zwischen Yorckstraße und Potsdamer Platz gibt es ersatzweise Busse.

Es ist der vierte Brand eines Wagens der nach 1984 entwickelten Reihe 480. Im Februar 2000 war an der Yorckstraße ein solcher Wagen wegen eines defekten Kabels ausgebrannt. Nach Defekten in der Heizung sowie in einem Dachlüfter gab es 1992 und 1995 Brände in Lichtenrade und Tegel. Wenn die Brandursache des gestrigen Unglücks feststeht, soll entschieden werden, ob die Züge nun nicht mehr im Tunnel fahren dürfen.

Der stellvertretende Landesbranddirektor Wilfried Gräfling lobte das besonnene Verhalten der S-Bahner. Wie viele Fahrgäste im Zug waren, ist unklar, bei der Feuerwehr meldeten sich später nur 30. „Die meisten sind wohl einfach gegangen.“

Von den beiden Bahnsteigen führt nur eine Treppe nach oben ins Geschoss unter dem Askanischen Platz. Die Aufzüge am anderen Ende des Bahnsteigs dürfen bei Feuer nicht benutzt werden. Der Mittelausgang, der früher in die Halle des Fernbahnhofs führte, wurde geschlossen. Im März 2005 soll er aber wieder geöffnet werden. Dann wird auch der unterirdische S-Bahnhof Oranienburger Straße einen weiteren Ausgang erhalten.

Die BVG hat nach dem Brand im Bahnhof Deutsche Oper bereits in fünf von elf U-Bahnhöfen einen zweiten Ausgang gebaut. Bis 2006 sollen alle Stationen umgebaut sein.

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