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Groß geworden. Regisseur Dominik Paetzholdt hat am Ku’damm viele Jahre als Assistent gearbeitet. Ein solches Theater gebe es nur einmal, sagt er.

© FOTO: Michael Petersohn/promo

Komödie am Ku'damm: Familienfotos fürs Foyer

Die Komödie am Ku’damm wird 90 Jahre alt und feiert das mit 90 Porträts – von Mitarbeitern, Wegbegleitern und Freunden des Hauses.

Irgendwie kennen sie sich alle, hier in der Komödie am Kurfürstendamm. Da kommt Herr Mahmoud gerade aus dem Fotoshooting im Parkett und geht auf Petra Wagner und ihre Töchter zu: "Wir sind so froh, dass wir sie hier haben", sagt er und meint Wagners Tochter, Pheline Stappenbeck, Die 18-Jährige arbeitet seit drei Monaten für Herrn Mahmoud, manchmal in der Kartenkontrolle, manchmal in der Garderobe oder an der Bar. Das Theater kennt sie seit zehn Jahren, als ihre Mutter sie und ihre beiden Schwestern zum ersten Mal mitnahm. Vor allem die Stücke mit den beiden Thalbachs, aber auch "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" sind Mutter und den Töchtern Pheline, Mia und Elsa im Gedächtnis geblieben. "Dadurch, dass Pheline hier arbeitet, hat das Theater schon fast eine familiäre Atmosphäre", sagt Wagner.

Theater als Familienritual

Familiär – dieses Wort hört man häufig, wenn es um die Komödie am Kurfürstendamm geht. Zumindest einige Mitglieder der weitläufigen Komödien-Familie wurden an diesem Wochenende zum Familienfoto gebeten und für Fotoporträts abgelichtet. Abonnenten, Angestellte, Facebook-Fans – sie alle sind Teil der 90-jährigen Geschichte, die das Theater mit dieser Aktion feiert. Der eigentliche Geburtstag ist zwar erst am 3. November, das Theater bereitet aber schon jetzt die Bilder und Geschichten zum Jubiläum vor.

90 Jahre ist es bei Petra Wagner zwar nicht her, dass die 55-Jährige zum ersten Mal in die Komödie ging, aber so ganz genau kann sie sich auch nicht mehr erinnern. "1985 oder so" ist ihre grobe Schätzung. Seitdem hat die Filmregisseurin mit mehreren Schauspielern zusammengearbeitet, die an der Komödie spielen, unter ihnen Anna Thalbach. Aber in erster Linie ist sie dem Theater persönlich verbunden: Durch eine Freundin, die hier arbeitet und durch die Ausflüge mit den Töchtern. "Es ist immer ein bisschen wie ein Familienausflug, wenn wir hierherkommen." Ein bis zwei Mal im Jahr machen sich Mutter und Töchter einen schönen Theaterabend zwischen den goldbepinselten Balkonen und den plüschigen Sitzen. Gerade der Boulevard ist der Reiz für Wagner. "Das ist zwar nicht mein Genre, aber ich finde es interessant, dass es ein Boulevardtheater ist, das die breite Masse anspricht", sagt sie.

Vom Regieassistenten zum Regisseur

Das Genre der Komödie, mit seinen Klassikern von Shakespeare bis zu modernen Inszenierungen wie "Motown" fasziniert auch Dominik Paetzholdt – und es hat ihn bis heute nicht losgelassen. Auf einem Zettel hat er sich all die Stücke notiert, an denen er als Regieassistent zwischen 2003 und 2010 mitgearbeitet hat – an alle kann er sich gar nicht mehr erinnern, sagt er und lächelt. Das Shooting hat ihm sichtlich Spaß gemacht: Die Chucks aufs rote Polster gelegt, lümmelt er im Zuschauerraum des Theaters. Seit einigen Jahren kommt er nur noch als Zuschauer her, etwa, wenn er in Berlin für die "Distel" inszeniert. Denn die Jahre an der Komödie waren das Sprungbrett für die eigene Regisseurkarriere. Über die Regieassistenz und Vertretungen für Regisseure arbeitete er sich langsam an seine erste eigene Inszenierung heran: Eine Nachinszenierung des Kassenschlagers „Männer“, der von Berlin an die Komödie Dresden, eine der Bühnen der Gebrüder Woelffer, gebracht wurde. "Jürgen Woelffer hat da eine ganz große Rolle gespielt", erinnert er sich.

Die Komödie zwischen Klassikern und jungem Theater

Sowieso, die Woelffer-Brüder Jürgen und Christian, die zweite Generation der Theaterdynastie am Kurfürstendamm, mittlerweile beerbt von Sohn Martin: "Als junger Theatermensch mit denen zusammenzuarbeiten, das war schon legendär", sagt Dominik Paetzholdt. Nun ist er in den Wanderjahren, doch die Lehrjahre am Ku’damm wird er nie vergessen. "Es ist das berühmteste und traditionsreichste Boulevardtheater Deutschlands", findet er. "Nirgends ist es so gut geglückt, den Bogen vom klassischen Boulevardtheater der alten Schule, wie etwa die Comedian Harmonists, zur jungen, modernen Komödie zu schlagen."

Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen für ihn, wenn er über den weichen Plüschteppich die runden Gänge im gedimmten Lichtschein entlangläuft. "Im positiven Sinne ist die Zeit stehen geblieben – da sind all die Menschen, die man kennt, es sieht immer noch genauso aus wie früher." Reibereien gebe es zwar auch, sagt er, "aber dadurch, dass es ein privates Haus ist und jeder kümmert sich um alles." Da ist es wieder, dieses Gefühl der Theaterfamilie. "Es ist vielleicht nicht kuschelig, aber die Atmosphäre ist familiär", sagt Paetzholdt. Und die Familie lässt einen nie so ganz los.

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